Aachen-Ost (von 1999 bis 2010)
Der Stadtteil Aachen-Ost wurde von 1999 bis 2010 durch Bundes-, Landes- und kommunale Mittel gefördert. Die städtebaulichen Maßnahmen im Viertel konnten bis 2009 maßgeblich realisiert werden und verweisen auf erfolgreich umgesetzte Projekte der Stadterneuerung. Ein letzter Meilenstein wird die Fertigstellung vom „Haus der Identität und Integration“ 2011, in dem insbesondere die Akteure des Viertels ihre Arbeit weiterführen und neue Impulse sicherstellen. Die sozial flankierenden Projekte enden 2010, wobei einzelne erfolgreiche Projekte in neuer Trägerschaft auch nach der Förderphase weitergeführt werden können.
Das Aachener Ostviertel und der Stadtteil Rothe Erde sind zwei typische altindustriell geprägte Wohn- und Mischgebiete in Innenstadtrandlage. Zusammen umfassen sie rund 240 ha und damit ca. 1,5 % der Fläche der Gesamtstadt Aachen, was prozentual immerhin annähernd der Fläche der Innenstadt (2 %) gleichkommt. Das Bild ist geprägt durch zahlreiche Altbauten, es gibt nur wenige Freiflächen; kritische Nutzungsmischungen führen zu Konflikten. Ein überalterter Wohnungsbestand, eine Konzentration von Sozialwohnungen und Obdachlosenunterkünften sowie das vernachlässigte Wohnumfeld tragen dazu bei, dass die Quartiere ein schlechtes Image und kaum Identifikationsmöglichkeiten aufweisen.
Die Einwohnerzahlen der Stadtteile sind im Wesentlichen konstant, gleichzeitig „entmischt“ sich die Bevölkerung jedoch und das soziale Gleichgewicht der Quartiere verändert sich. Belegt wird dies auch durch eine überdurchschnittlich hohe Umzugsquote, durch einen hohen Anteil von Haushalten mit niedrigem Einkommen und die hohe Anzahl leerstehender Wohnungen. Das traditionell von Arbeiterfamilien bewohnte Gebiet ist durch den Strukturwandel von hoher Arbeitslosigkeit, insbesondere unter Jugendlichen, betroffen. Die Bevölkerungsstruktur ist geprägt von einem hohen Anteil sozial und finanziell benachteiligter Gruppen. Der Zusammenhalt in der Bewohnerschaft ist durch den hohen Anteil ausländischer Bevölkerung und der entsprechenden sprachlichen Vielfalt schwierig.
Eine breit angelegte Bestandsanalyse der Stadt Aachen hat bestätigt, dass in beiden Quartieren umfassende querschnittsorientierte Erneuerungsmaßnahmen im sozialen, infrastrukturellen und ökonomischen Bereich dringend notwendig sind. Die Verbesserung der Lebensqualität für die Bewohner des Ostviertels und des Stadtteils Rothe Erde ist zu einer der wichtigsten Zukunftsaufgaben der Stadt Aachen geworden.
Wichtige Grundlagen für die Erneuerung der Quartiere waren ihre besonderen Qualitäten. Diese liegen vor allem in der urbanen Stadtstruktur und in der multikulturellen Vielfalt der Stadtteilbewohner. Im Sinne einer zukunftsfähigen Entwicklung und authentischen Imagebildung sollten die vorhandenen Stärken und Potenziale aktiviert und genutzt werden.
Es kam deshalb darauf an, Beiträge zur Herausbildung bzw. Stärkung eines besonderen Stadtteilprofils zu entwickeln. Dies konnte nur mit den Bürgerinnen und Bürgern gelingen, da die Ziele und Projekte einer Profilbildung und damit einer Identitätsentwicklung nicht über die Köpfe der Stadtteilbewohner hinweg bestimmt werden können. Die intensive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zu einer "In-Wert-Setzung" des Stadtteiles stand an erster Stelle und ist noch immer ein unabdingbares Muss einer nachhaltig wirkenden und erfolgreichen Stadtteilerneuerung.
Verantwortlich für die Umsetzung der Erneuerung war die Stadt Aachen. Das Planungsamt sowie das Amt für Wirtschaftsförderung/ Europäische Angelegenheiten koordinieren den gesamten Prozess. Mit der Einrichtung von zwei Stadtteilbüros im Dezember 2000 wurden Anlaufstellen vor Ort geschaffen. Von hier aus werden u.a. Projekte entwickelt und begleitet sowie die lokalen Einrichtungen vernetzt.
Zentrale Gremien waren die Stadtteilkonferenz Ostviertel/ Rothe Erde sowie die Lenkungsgruppe mit Vertretern aus Politik, Verwaltung, Einrichtungen und Bewohnerschaft.
Weitere Akteure waren bzw. sind:
- Stadt Aachen: versch. Dienststellen/ verwaltungsinterne Arbeitsgruppe, Polizei
- Schulen, Kindertagesstätten, Kindergärten, Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, Schülerfirma Tu Was GmbH
- Regionaler Caritasverband
- Gemeinnützige Wohnungsbau Gesellschaft
- Deutscher Kinderschutzbund, Stadtteilladen Ost, Stadtoasen e.V., weitere Vereine und Initiativen
- Bistum Aachen, Kath. Pfarrgemeinden St. Fronleichnam/ St. Barbara/ St. Josef, Evangelische Kirche, Türkisch-Islamischer Kulturverein
- Seniorenzentrum Rothe Erde sowie andere Seniorenzentren