Ahlen-Süd
Der Stadtteil Ahlen Süd bildet den südlichen Abschluss des zusammenhängenden städtischen Siedlungsraums. Das Erneuerungsgebiet setzt sich zum größten Teil aus Wohnbauflächen und dem im Norden gelegenen Berliner Park zusammen und umfasst insgesamt ca. 168 ha Fläche.
Der Stadtteil Süd hat seinen Ursprung in der Zeit zwischen 1895 und 1927. In Ergänzung zur Bebauung im Ostenstadtteil wurden Bergarbeiterwohnungen bzw. -gebäude errichtet. Die ersten bebauten Bereiche waren jene entlang der südlichen Gemmericher Straße, daneben die Bebauung eines Abschnitts entlang der Straße Zum Richterbach sowie die heute denkmalgeschützte Siedlung Ulmenhof. Aufgrund eines akuten Bedarfs an Wohnungen für Bergleute im Jahre 1937 wurden in den Folgejahren über 90 weitere Gebäude errichtet, die Anfang 1940 bezugsfertig waren. Die umfangreichsten Siedlungserweiterungen Richtung Norden fanden im Zeitraum 1956 bis 1965 statt.
Die traditionelle Funktion des Bergarbeiterstadtteils wandelte sich erkennbar mit der Schließung der Zeche Westfalen im Jahr 2000. Die Bergarbeiterwohnungen wurden aus der Bindung für Bergwerksangehörige herausgenommen, gleichzeitig setzte ein Prozess der Privatisierung von Gebäuden, verbunden mit einem Segregationsprozess ein. Während deutsche Bewohner den Stadtteil verließen, kauften türkische Bewohner die zur Veräußerung anstehenden Gebäude und Wohnungen.
Der Stadtteil Süd wird in der Hauptsache als Wohnstandort genutzt, zeichnet sich gleichzeitig aber auch durch einen hohen Bestand an privaten und öffentlichen Grünflächen aus. Der Geschosswohnungsbau verfügt in der Regel über viel und überwiegend gepflegtes Abstandsgrün. So können sehr viele Bewohner im Stadtteil über einen eigenen Garten oder einen Zugang zu einer wohnungsnahen Garten- bzw. Grünfläche verfügen – ein Umstand, der den Stadtteil in besonderem Maße als Wohnstandort für Familien interessant macht. Eine Ergänzung zu den privaten Gärten stellen die öffentliche Grünanlage Berliner Park, der Grünzug entlang des Richterbachs sowie private und öffentliche Spiel- und Bolzplätze dar. Der Stadtteil ist des Weiteren mit zwei Sportstätten ausgestattet.
Der Ahlener Süden verfügt über diverse soziale, kulturelle und bildungsbezogene Infrastruktureinrichtungen, die unterschiedliche Zielgruppen bedienen. So sind für Kinder und Jugendliche zwei Kindergärten, eine Kindertagesstätte sowie zwei Grundschulen, eine Hauptschule und eine Gesamtschule vorhanden. Das Jugend- und Kinderhaus Im Burbecksort (JuK-Haus), welches sich in städtischer Trägerschaft befindet, stellt verschiedene Angebote für Heranwachsende, aber auch für Erwachsene bereit. Zwei Kirchen, ein Gebetsraum der Ditibmoschee, das Paritätische Zentrum sowie der Mittrops Hof mit Pflege- und sozialen Einrichtungen ergänzen das Angebot an sozialen und kulturellen Einrichtungen.
Ökonomische Nutzungen wie Gewerbe und Dienstleistungen sind nur vereinzelt im beschriebenen Gebiet vertreten. Eine Konzentration von Einzelhandel findet sich im Kreuzungsbereich Gemmericher Straße und Am Röteringshof, hinzukommen zwei solitär liegende Supermärkte. Bezüglich der Verkehrsanbindung ist im Zusammenhang mit der Stadtteilentwicklung vor allem die Gemmericher Straße hervorzuheben, die einen wichtigen Durchgangsbereich von der Innenstadt zu den weiter südlich gelegenen Siedlungsgebieten bildet. Einerseits wirkt sich der Durchgangsverkehr positiv auf den Einzelhandel aus, beeinträchtigt andererseits aber auch die Wohnfunktion in diesem Bereich und schadet dem Image des Gesamtstadtteils.
Im Jahre 2010 zählt der Stadtteil Süd 6.569 Einwohner. Ca. 20 % davon sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, während der Anteil der Senioren über 55 Jahre ca. 32 % beträgt. Unter der Gesamtzahl der Einwohner des Ahlener Südens befinden sich 2.915 Personen mit Migrationshintergrund, was einen Anteil von 44,4 % ausmacht. Der stadtweite Wert liegt hier bei 32,3 %. Der Anteil der ausländischen Staatsbürgerschaften und der Doppelstaatler ist im Stadtteil mit 32,5 % deutlich höher als in der Gesamtstadt mit 21,0 %. Den größten Anteil der Bevölkerungsgruppe mit ausländischer Staatsbürgerschaft stellen die Einwohner türkischer Herkunft mit 914 Personen. Es folgen Personen aus Bosnien und Herzegowina, Polen, Serbien und Montenegro sowie Russland. Darüber hinaus hat der Stadtteil mit 65,2 % den höchsten Anteil an Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte im Vergleich zu allen Ahlener Stadtteilen.
Die ökonomische Ausgangslage der Einwohner des Ahlener Südens spiegelt sich unter anderem in den Arbeitslosenzahlen wider. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit vom Dezember 2010 liegt der Anteil arbeitsloser Personen im erwerbsfähigen Alter hier bei 7 %, während diese Zahl stadtweit 4,8 % beträgt. Wesentliches Problem – auch für die Situation des Stadtteils selbst – ist dabei die hohe Anzahl an Langzeitarbeitslosen. Anteilig an der Gesamtzahl der Arbeitslosen gibt es in Ahlen Süd ca. 42,4 % Langzeitarbeitslose. Damit liegt diese Quote im Vergleich zur Gesamtstadt (ca. 20 %) mehr als doppelt so hoch.
Das Handlungskonzept hat ein Mittelvolumen von ca. 4 Mio. € und beschreibt u. a. folgende Schwerpunktbereiche:
Attraktiver Wohnraum für verschiedene Zielgruppen
Angesichts der vielfältigen wohnungsbezogenen Problemlagen wie der kleinräumigen Segregation, der Überalterung oder der offensichtlichen städtebaulichen Missstände ist zu befürchten, dass der Stadtteil seine Attraktivität und damit Funktion als Wohnstandort verliert.
Diesen Tendenzen muss präventiv und aktiv begegnet werden:
- Entwicklung von altengerechten, barrierefreien Wohnformen
- Sicherung einer diversifizierten Wohnraumstruktur im Wohnraumdialog mit den Wohnungsunternehmen
- Schaffung eines attraktiven Wohnumfeldes, der Aufwertung der Gemmericher Straße als Geschäftsstraße und der Neukonzeptionierung des JuK-Hauses unter Einbeziehung weiterer Akteure des Mittrops Hofes.
- Fassadenprogramm für Kleineigentümer
Soziales und kulturelles Zusammenleben
p<>Um das Miteinander und die Identifikation im Stadtteil zu stärken, ist ein anlassbezogener kultureller Austausch wichtig. Die Gemeinsamkeiten zwischen den Akteuren und Bewohnern im Stadtteil sollen gefördert bzw. bedarfsgerecht neu entwickelt werden. Ein für die Umsetzung der Gesamtmaßnahmen einzusetzendes Stadtteilmanagement kann dabei zentrale Aufgaben zur Vernetzung und Aktivierung übernehmen.
Innerhalb des Stadtteils findet sich eine Vielzahl von sozialen und kulturellen Einrichtungen unterschiedlicher Träger, Institutionen und Vereine. Anknüpfungspunkte an diese sind bereits über die Entwicklungen im benachbarten Soziale Stadt-Programmgebiet Süd/Ost vorhanden. Zur Vernetzung und Abstimmung der Akteure untereinander kann damit das Stadtteilforum Süd/Ost e.V. als Multiplikator zur Ansprache und Aktivierung der Akteure dienen. Ein intensiver, projektbezogener Austausch findet zudem über das Sozialpräventive Netzwerk statt.
Folgende Handlungsansätze bestehen:
- Optimierung von bedarfsgerechten und zielgruppenspezifischen sozialen und kulturellen Angeboten im Stadtteil (JuK-Haus, Mittrops Hof, Schule und Kindergärten)
- Ausbau des Netzes für Sprachförderung, Austausch der kulturellen Träger
Stärkung der lokalen Ökonomie
Analog zur Situation des Wohnungsbestandes ist auch in Bezug zur lokalen Ökonomie, wenngleich nur kleinräumig entlang der Gemmericher Straße, ein deutlich sichtbares Attraktivitätsgefälle zu konstatieren.
Das Maßnahmenbündel sieht vor:
- Sicherung des Versorgungsbereiches, Einrichtung eines Büros zur lokalen Ökonomie, Bildung einer Werbegemeinschaft
- Verbesserung der beruflichen Integration von Stadtteilbewohnern durch Qualifizierungsangebote
Dreh- und Angelpunkt der Organisations- und Steuerungsstrukturen ist der Dachverein Stadtteilforum Süd/Ost e.V., unter dessen 55 Mitgliedern sich schon heute einige Akteure aus dem Ahlener Süden finden. Auf Anregung des Vorstands ist festgelegt worden, dass das Stadtteilforum Süd/Ost e.V. seinen räumlichen Aufgabenbereich erweitern und weitere Akteure mit aufnehmen wird, sodass eine größere Repräsentativität des Stadtteils Süd erreicht wird. Mit dem Bürgermeister als Vorstandsmitglied ist die Anbindung an die Stadtspitze gegeben.
Das Stadtteilforum Süd/Ost e.V. ist in Süd/Ost auch Träger des Stadtteilbüros Süd vor Ort. Dazu gehören auch die Verwaltung der dem Stadtteilmanagement zugeordneten Fördermittel und die Vergabe der Mittel aus dem Stadtteiletat. Im Stadtteil wurde eine zentrale Anlaufstelle für alle betroffenen Bewohner und Akteure in möglichst zentraler Lage (z. B. in einem leerstehenden Ladenlokal an der Gemmericher Straße) eingerichtet. Der Fokus der Arbeit des Stadtteilbüros Süd liegt auf Beteiligungsformen sowie baulichen und sozialen Projekten.
Beschluss des IHK durch den Rat der Stadt Ahlen
Einrichtung und Eröffnung des Stadtteilbüros Süd als Koordinationsstelle der Stadtteilerneuerung im Ahlener Süden (Stadtteilforum Süd/Ost e.V.)
Regelmäßige Durchführung von bewohneraktivierenden Projekten und Beteiligungsaktionen
- Durchführung von Nachbarschaftsständen – Vor Ort in Ihrer Nachbarschaft (dialogorientierte Kommunikation)
- Historische Spurensuche im Ahlener Süden mit den Bewohnern
- Erzählcafe der Erinnerung
- Vorbereitung des Nachbarschaftsfestes am Ulmenhof zum 90 jährigen Bestehen der denkmalgeschützten Arbeitersiedlung
Kontaktaufnahmen und Vertrauensaufbau zu verschiedenen Organisationen und Institutionen, Gewerbetreibenden
- Themenzentrierte Arbeitskreise, Stadtteilversammlung, Stadtteilbeirat, thematische Projektgruppen-Foren
Veranstaltungsprogramm zur Imageaufwertung mit den Gewerbetreibenden und den Akteuren aus der Bürgerschaft, Imageprogramm zur Standortstärkung, z. B. Fiesta Mexikana
Gründung eines Stadtteilbeirates Süd mit regelmäßigen Sitzungen: Beratung und Bewilligung zum Stadtteiletat. Geförderte Projekte (bis Nov. 2018)
- Fotokunstprojekt von Jugendlichen
- Outdoor-Fitness-Station
- Aktion Sauberkeit – zusätzliche Mülleimer mit Hundekotbeutelspender und Sitzbänke im Quartier
- Projekte zur Berufsorientierung
- Marketing-Aktion "Mein Mexiko-Meine Heimat"
Einrichtung einer Migrantenberatung
Wohnraumdialog – enge Kooperation mit den Wohnungsgesellschaften – Problemanalyse und handlungsorientierte Beratung vor Ort
- Entwicklung eines Stadterneuerungsprojektes
- Neugestaltung des Innenhofbereiches zur Spielachse
- Erneuerung der Vorplatzsituation
- Reorganisation der Müllstellplätze mit Schaffung von Einhausungen
Umbau und Neuausrichtung des JuK-Hauses im Rahmen des Konzeptes Bürgerhäuser Süd als Stadtteilzentrum für alle Generationen in Kombination mit Mittrops Hof
Hof- und Fassadenprogramm zur Aufwertung des Stadtteilbildes
- Beratungsgespräche, Akquise, Aufstellung der Richtlinien
Umgestaltung des Richterbach-Parks zu einem attraktiven Stadtteilpark
Hermann Huerkamp
Geschäftsführer des Stadtteilforums
Glückaufplatz 1
59229 Ahlen
Tel.: +49 (0)23 82 / 70-21 49
Fax: +49 (0)23 82 / 70-20 10
E-Mail: info@stadtteilbuero-ahlen.de
Anna Wroblewski
Hermann Huerkamp
Gemmericher Straße 50
59229 Ahlen
Tel.: +49 (0)2382/96 14 654
E-Mail: info@stadtteilbuero-ahlen.de