Ahlen Süd-Ost (von 1999 bis 2009)
Der Ahlener Südosten – am Rande der Kernstadt, „jenseits" der Bahn gelegen – ist ein sehr stark vom Bergbau geprägter Stadtteil mit einer Fläche von ca. 208 ha und beheimatet rund 17.000 Menschen (von 55.000 Einwohnern in der Gesamtstadt). Die Stilllegung der südlich angrenzenden Zeche Westfalen am 30.06.2000 führte zum Abbau von ca. 2600 Arbeitsplätzen im Stadtgebiet – ein Prozess, der durch den Einsatz verschiedener sozialer Programme weitgehend abgefedert werden konnte.
Im Stadtteil war zu Beginn des Projektes ein wachsender Segregationsprozess festzustellen: Deutsche Bewohner verließen das Viertel und verkauften ihre Eigenheime, türkische Bürger zogen nach und erwarben Eigentum. Heute ist dieser Prozess gestoppt. Durch die Zechenschließung hat sich die Sozialstruktur verändert und einige ergänzende neue Wohngebiete sind entstanden. Auch die Privatisierung von Teilen der Bergarbeiterkolonie sorgt für eine Aufwertung. Der Anteil der ausländischen Bewohner, vor allem türkischer Herkunft, liegt weit über dem städtischen Durchschnitt (kleinräumig bis zu 65 %). Der Anteil der jugendlichen Arbeitslosen und der Sozialhilfeempfänger ist ebenfalls überdurchschnittlich hoch.
Die Prägung durch den Bergbau ist ein Plus für den Stadtteil: In baulicher Hinsicht aufgrund der unter Denkmalschutz stehenden und modernisierten Bergarbeiterkolonie, in sozialer Hinsicht wegen des breitgefächerten und aktiven Vereinslebens. Ein wichtiges Potenzial stellt außerdem der Sport dar, insbesondere seit dem Aufstieg des RW Ahlen in die 2. Fußballbundesliga und der damit verbundenen Aufwertung der Sportanlagen sowie der identitätsstiftenden Wirkung.
Das Entwicklungskonzept Süd/Ost stellt seit 1995 das städtebauliche und soziale Gesamtkonzept für den Stadtteil dar. Es zielt neben der Wohnumfeldverbesserung insbesondere auf die Stärkung der lokalen Ökonomie und auf die Verbesserung stadtteilorientierter Beschäftigungsmöglichkeiten.
Ein wichtiges Handlungsfeld ist auch die Förderung sozialer Netze und kultureller Aktivitäten (u. a. Stadtteilfest, Mobile Jugendarbeit, Christlich-Moslemischer Dialog, Umnutzung des Baudenkmals Glückaufheim zu einem Kommunikations- und Versorgungszentrum). Mit einem jährlichen von den Akteuren des Stadtteils vergebenen Stadtteiletat werden soziale, wohnumfeldbezogene und kulturelle Projekte gefördert. Darüber hinaus sollen die Bildungsangebote – vor allem für die türkische Bevölkerung – verbessert werden. Die Entwicklung und die Einbindung der Fläche der ehemaligen Zeche Westfalen (ca. 58 ha) in den Erneuerungsprozess des Stadtteils ist dabei ein besonderer Handlungsschwerpunkt.
Zentrales Gremium im Stadtteil ist der Dachverein Stadtteilforum Süd-Ost e.V., die Organisation der Stadtteilakteure mit 55 Mitgliedern: Vertreter von Vereinen, Wohlfahrtsverbänden, der Ortsgruppen der Parteien, der Stadtverwaltung, dem Ausländerbeirat, dem Koordinationskreis Türkischer Vereine, Gewerbetreibenden und Betrieben.
Die Federführung für die Aktualisierung, Umsetzung und Auswertung des integrierten Handlungskonzeptes liegt beim Vorstand des Stadtteilforums, an dem der Bürgermeister der Stadt Ahlen direkt beteiligt ist.
Weitere Einzelakteure sind:
- Werbering Ost: Initiativkreis von Gewerbetreibenden
- Glückaufstiftung, Stiftung aus dem Bergbau
- Sozialpräventives Netzwerk: Initiativkreis von sozialen Einrichtungen, Schulen, Kindergärten und der Polizei
- Bedarfs- und zielgruppenorientierte Stadtteilarbeitskreise
- Mieterinteressengemeinschaft – Bürgerverein im Stadtteil
- Projektgesellschaft Westfalen mbH – Gesellschaft zur Transformation des Zechengeländes
- Förderverein Fördertürme – Erhalt der Fördertürme auf dem Zechengelände
Die Nachnutzung des Zechengeländes steht auch weiterhin im Mittelpunkt der künftigen Aktivitäten, denn noch ist nicht das gesamte Areal vermarktet. Das Starterprojekt bildete den Auftakt zur Transformation des Zechengeländes, weitere Gebäude konnten verkauft und wirtschaftlich umgenutzt werden. Als Gewerbezentrum für Freizeit, Kultur, Medien und Gesundheit hat das Starterprojekt neue Perspektiven auch für den Stadtteil eröffnet. Mehr als 20 Projekte und Firmen wurden angesiedelt. Die weiteren Gebäude sollen gewerblich nachgenutzt und verkauft werden.
Künftig wird es auch darum gehen, die sozialen Einrichtungen zu einem dichten, funktionierenden Netz zusammenzuschließen und die Stadtteilarbeit inhaltlich noch stärker zu verzahnen. Vielfältige Initiativen bestehen aus der Künstler- und Kreativszene. Sie drängen auf die ehemalige Zeche, sollen aber auch im Stadtteil Platz finden.
Das unmittelbar in der Nähe der alten Geschäftsstraßen entstandene Nahversorgungszentrum, wovon Impulse für den Bestand und eine weitere Aufwertung für den Stadtteil erwartet wurden, wirkt kaum belebend auf die alten Einzelhandelsquartiere. Ein neuer, hoher Leerstand ist festzustellen. Zusammen mit dem Werbering Ost, den Eigentümern und mit einem stadtteilübergreifenden Konzept zur lokalen Ökonomie soll ein einzigartiges Quartier entstehen, das Künstler und Kulturschaffende in den Stadtteil.
Hermann Huerkamp
Geschäftsführer des Stadtteilforums und Leiter des Stadtteilbüros
Glückaufplatz 1
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