Bergheim Quadrath-Ichendorf
Bergheim ist die Kreisstadt des Rhein-Erft-Kreises und liegt ca. 20 km westlich von Köln. Der Stadtteil Quadrath-Ichendorf liegt im Süden des Bergheimer Stadtgebiets zwischen Stadtzentrum und Kerpen-Horrem. Mit ca. 14.602 Einwohnern ist Quadrath-Ichendorf der bevölkerungsreichste und mit 45 Nationen der kulturreichste der insgesamt 14 Stadtteile. Das Programmgebiet „Soziale Stadt“ erstreckt sich über ca. 1/2 des Ortes und ist ca. 812.000 qm groß. Die Aufnahme erfolgte formell Ende 2018, erste Projekte, vorbereitende Maßnahmen und Planungen sowie das Quartiersmanagement konnten so starten.
Die Ausgangslage im Jahr 2018 (Aufnahme ins Handlungsprogramm) ist geprägt durch:
- eine Konzentration von Familien mit hohen sozialen Belastungen in Teilbereichen
- Segregation, soziale Spaltung und Konflikte,
- Kinderarmut und mangelnde Integration
- schlechter Zugang zu Arbeits- und Ausbildungsplätzen,
- Investitionsstau bei Modernisierungen,
- fehlende Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes,
- fehlende Freizeitangebote und Begegnungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen,
- negatives Image,
- Leerstände von Ladenlokalen und Häusern entlang der Hauptverkehrsstraße
- Leerstand von zahlreichen Ladenlokalen in den Hochhauszeilen.
- Trennung des Stadtteils durch Hauptverkehrsachsen und Bahnlinie
- Druck auf Wohnungs- und Immobilienmarkt durch Nähe zur „Schwarmstadt Köln“
Die Gemeinde im Umland der wachsenden Metropole Köln mit überwiegend Wohnnutzung unterschiedlicher Entstehungs- und Siedlungstypen (von Punkthochhäusern des sozialen Wohnungsbaus über Zeilenbebauung, Reihenhaus- und Einfamilienhaussiedlungen und altem Dorfkern) ist zum einen durch gewerbliche Bereiche und zum anderen durch landwirtschaftliche Nutzungen (Gut Frens und Gut Schlenderhan) und Natur- und Landschaftsschutzgebiete umschlossen. Die sozialräumliche Segregation durch die Wohngebäude, die mit Menschen aus über 45 Nationen im sozialen oder preisgünstigen Wohnungsbau bewohnt sind ist eine Herausforderung für das nachbarschaftliche Miteinander.
Wichtige Erschließungsachsen sind die Bahnlinie, die B 55 (Köln-Aachener-Straße) und die K 34 (Ahestraße), die das Quartier zerschneiden.
Die beiden Nahversorgungszentren sind durch große Leerstände geprägt, verstärkt durch den am südlichen Ortsrand in den letzten Jahren eröffneten Quadra-Park mit großflächigen Handelsmärkten. Die sozialkulturelle Mitte im 70er Jahre Charme ist ausgestattet mit Gesamtschule, Grundschule, Bürgerhaus, Hallen- und Freibad, Jugendzentrum, Seniorenwohnheim, Sporthalle und -plätze sowie einem Tierparkgelände mit Spielplatz und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Segregation, soziale Spaltung und Konflikte, Kinderarmut und Integration sind die zentralen Themen im Handlungskonzept Soziales.
Im 2018 verabschiedeten INSEK für Quadrath-Ichendorf sind folgende Maßnahmen und Projekte in den Handlungsfeldern beabsichtigt:
- Gebäude- und Wohnungsbestand
- Erneuerung des Wohnbestands durch Sanierung und Modernisierung mit Unterstützung durch Hof- und Fassadenprogramm
- Prüfung Abriss eines Hochhauses und mögliche neue Nutzung für die Fläche
- Entwicklung eines architektonischen Leitbilds für die ganzheitliche Erneuerung des Wohn- und Geschäftsbestands
- Energetisches Quartierskonzept und Einsatz eines energetischen und wohnungswirtschaftlichen Sanierungsmanagers
- Vermeidung von Segregation am Wohnungsmarkt und Sicherung von bezahlbarem Wohnraum
- Grün- und Freiflächen
- Erstellung eines übergeordneten städtebauliches und grün- und freiraumbezogenes Konzept für den öffentlichen Raum
- Schaffung von naturnahen Grünräumen und Stärkung der Biodiversität auf allen verfügbaren Grün- und Freiflächen
- Gestaltung der Fläche Köln-Aachener Straße/Kammerstraße als multifunktionaler Stadtteilplatz
- Relaunch von Spielplätzen
- Stärkung des überregionalen Grünzugs Erftaue
- Verkehr
- Städtebauliche und innovative Gestaltung der Gehwegbereiche auf den Straßen der Nahversorgungszentren
- Attraktivierung und Neukonzeptionierung der Bahnunterführungen und Abbau von Angsträumen
- Gewinnung von zusätzlichen Flächen für den Fuß- und Radverkehr durch andere Verkehrsführung
- Ausbau von Fuß- und Radwegeachsen
- Einzelhandel
- Attraktivierung des Nahversorgungszentrums
- Erarbeitung einer Erneuerungsstrategie für die Attraktivierung der Angebotsstruktur und Kundenbindung im Rahmen einer intensiven Zusammenarbeit mit den Eigentümern
- Leerstand- und Ladenmanagement, Netzwerkbildung
- Bildung und soziale Infrastruktur
- Modellhafte Projekte zur Verbesserung von Teilhabe an Bildung und Beschäftigung
- Ausbau der niederschwelligen Hilfsangebote
- Modellhafte Projekte zur Mobilisierung der Eigeninitiative zur Verbesserung einer prekären Lebenssituation und zur Gesundheitsförderung
- Maßnahmen zur Linderung der Auswirkungen von Armut in der Kindheit durch Kultur-, Freizeit- und Ferienangebote
Aus dem Jahr 2012 gibt es ein integriertes Handlungskonzept (IHK). Darauf aufbauend wurde 2017/2018 das INSEK entwickelt.
Folgende Potenziale bildeten die Basis für das integrierte Handlungskonzept INSEK:
- Das Programmgebiet hat landschaftliche und ökologische Potenziale durch die Landschaftsschutzgebiete an der „kleinen Erft“ und die alten Gutshöfe.
- Der Stadtteil ist durch Bus- und Bahn gut angebunden sowohl nach Köln (25 Minuten) als auch ins Zentrum von Bergheim (5 Minuten). Die Versorgung durch preiswerte Handelsmärkte ist am Ortsrand gedeckt.
- Mit Gesamtschule, Grundschule, vier Kitas und sogar Schwimmbad, Sportplätzen und Jugendzentrum sind wichtige Infrastrukturen vorhanden.
- Beschäftigungsträger führt Maßnahmen in der Grünflächenpflege sowie im Landschaftsbau und im Themenbereich Integration von Zuwanderern aus.
- In leer stehenden Ladenlokalen und Gebäuden können neue Nutzungen etabliert werden.
- Interesse am Hof- und Fassadenprogramm seitens der Eigentümerschaft.
Die Leitziele des Handlungsprogramms (aus INSEK S.107) sind:
- Senkung, Linderung und Prävention von Armut und ihren Folgen
- Stärkung von Chancengleichheit und Kompetenzen für Kinder, Jugend und Familien
- Entwicklung des Stadtteils als lebenswerten Wohn- und Arbeitsstandort
- Bewahrung und Schaffung von Kultur, Natur und Sicherheit
- Entwicklung und Stärkung der Gemeinschaft, der Nachbarschaft sowie des interkulturellen Zusammenlebens
Das Besondere im Programm Bergheim Quadrath-Ichendorf ist, dass der Prozess zur Aktivierung der Nachbarschaften schon im Jahr 2011 mit dem Projekt der Stadtverwaltung „Quadrath-Ichendorf gestalten -Bürger machen Stadt“ initiiert wurde. Hieraus ist ein Handlungskonzept entstanden, aus dem in den folgenden Jahren viele Ideen und Projekte realisiert werden konnten. Der für den Prozess eröffnete StadtteilLaden in einem leerstehenden Ladenlokal hat sich als Anlaufstelle und Ort der Begegnung etabliert. Sowohl ehrenamtliche Projekte und Gruppen als auch Angebote von verschiedenen Trägern finden seitdem im Quartier statt. So sind Teile des Integrierten städtebauliche Handlungskonzeptes INSEK in 2017 aus diesem Beteiligungsprozess und zwei Workshops zum Thema „Identität und Stadtteilimage“ sowie „Zusammenleben und soziales Miteinander“ entstanden.
Realisiert wurde auch der durch den Verein „Bürger für QI“ angestoßene Umbau des Bahnhofs zum Kultur- und Integrationsbahnhof. Finanziert wurde der Umbau des städtischen denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahr 1928 dank einer Förderung aus dem Städtebau Sonderprogramm "Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen". Seit April 2019 ist er das Herz des Quartiers, die Aktivitäten des StadtteilLadens und das Quartiersmanagement werden hier weitergeführt und natürlich jede Menge neue Kulturveranstaltungen und soziale Angebote bereichern seitdem das Leben in QI.
Das kulturelle Angebot im Gleis11 wird organisiert und koordiniert von der durch die EGBM eingesetzten Kulturkoordinatorin (Anika Kresken), die ebenfalls im Gleis11 ihr Büro hat. Neben Kulturprogramm und Ausstellungen im Haus hat sich mit dem KulturWerk e.V. schon ein Verein an Kulturinteressierten gegründet, die im gesamten Quartier wirken wollen.
Zur die Abwicklung und Umsetzung wurde die bereits in SüdWest tätige Entwicklungsgesellschaft EGBM durch die Kreisstadt Bergheim beauftragt. Zur Umsetzung des INSEK hat die EGBM ein Quartiersmanagement eingesetzt, das im StadtteilLaden (seit April 2019 im Gleis11) an dessen Umsetzung mitarbeitet. Die Nachhaltigkeit aller Maßnahmen wird von Beginn an durch ein effektives Controlling und wird durch tragfähige Strukturen gesichert.
Im Rahmen der Programmumsetzung tragen alle Projekte dazu bei, die sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen im Stadtteil zu verbessern sowie Impulse zur Mobilisierung von privatem Investment zu setzen. Dabei nehmen Beteiligungsaktionen zu allen baulichen Projekten, Beratungen, Empowerment der Akteure und Bewohner sowie Netzwerkarbeit einen wichtigen Part ein. Ziel ist es, gemeinsam und aufbauend auf den schon gefestigten Netzwerkstrukturen und Kooperationen und mit dem Quartiersmanagement das Engagement zu festigen und durch die Projekte, die im Rahmen der „Sozialen Stadt“ realisiert werden, neue Energie in den Stadtteil zu bringen.
Wie schon in der Umsetzung des Programmgebietes Bergheim SüdWest wird in der Verwaltung eine fachbereichsübergreifende Steuerungsgruppe eingesetzt, die regelmässig zum Stand und zu Schwerpunktthemen tagt. Vor Ort gibt es bereits den viermal jährlich tagenden Budgetbeirat sowie die alle 6 Wochen stattfindenden Nutzertreffen für alle Akteure im Gleis11. Ein Beratungsnetzwerk wird aufgebaut und schon heute finden zahlreiche Angebote von sozialen Trägern im Gleis11 statt. Erste Projekte konnten schon im Herbst 2018 starten. So die Einrichtung des Nachbarschaftsgartens am Kirchacker durch ein Beschäftigungsprojekt mit dem Verein ASH Sprungbrett e.V. und die Beteiligungsveranstaltungen zum Umbau Spielplatz und Stadtplatz. Und natürlich der Umbau des Bahnhofs zum Kultur- und Integrationszentrum, das im März 2019 eröffnet wurde.
Wichtigste Kooperationspartner in der Zusammenarbeit aber auch in der Entwicklung und Durchführung von Projekten sind:
- Verein Mein Quadrath-Ichendorf e.V.
- ASH Sprungbrett e.V.
- KulturWerk e.V.
- Frühe Hilfen SKF Rhein-Erft
- BM Cultura GmbH
- AWO Bergheim
Seit Mai konnte durch die ESF Förderung das Projekt „Bildungspaten“ starten. Hier findet neben Vernetzung der Bildungs- und Trägerlandschaft und der lokalen Ökonomie auch individuelle Beratung und Einzelbetreuung statt.
Entwicklungsgesellschaft Bergheim
Jan Schnorrenberg
Telefon: 02271 89 -209
E-Mail: jan.schnorrenberg@eg-bm.de
Quartiersmanagement
Entwicklungsgesellschaft Bergheim gGmbH im Gleis11
Frenser Str. 11
50127 Bergheim
Bereich Soziales: Katharina Krosch
E-Mail: katharina.krosch@eg-bm.de
Bereich Planen und Bauen: Antje Eickhoff
E-Mail: antje.eickhoff@eg-bm.de
Bildungspaten: Eleonora Skotrell und Anne-Katharina Quintus