Bergheim SüdWest (von 2002 bis 2018)
Die Kreisstadt Bergheim, Mittelzentrum mit rd. 67.000 Einwohnern, liegt im Städtedreieck von Köln, Düsseldorf und Aachen im nördlichen Erftkreis. Das Programmgebiet Bergheim Süd-West besteht aus Teilen der Stadtteile Zieverich und Kenten. Beide Teilbereiche entstanden Ende der 60er/ Anfang der 70er Jahre als Großwohnsiedlung mit Punkthochhäusern, 4-5 geschossigen Wohnblöcken und mit Einfamilienhäusern in den Randlagen. Das Besondere im Programmgebiet ist, dass rd. 1.000 der insgesamt rd. 1.300 Wohneinheiten in den Großwohnungsanlagen und Wohnblöcken Eigentumswohnungen sind (mit besonderer Ausstattung wie Schwimmbad, Kegelbahn, Partyräumen). So gab es für 46 Gebäude allein 11 Wohnungseigentümergemeinschaften mit je eigener Hausverwaltung. Weitere 15 Gebäude sind im Eigentum von drei verschiedenen Wohnungsgesellschaften. Der Wohnungsbestand entwickelte sich auch in Bergheim immer mehr zu einer Kapitalanlage – Investitionen blieben weitgehend aus. Mieter und Eigentümer, die es sich leisten konnten, zogen weg. Entsprechende sozial und ökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen kamen hinzu.
Die Ausgangslage im Jahr 2001 war gekennzeichnet durch:
- eine Konzentration von Familien mit hohen sozialen Belastungen,
- Wohnungsleerstand in kritischem Ausmaß und/oder hohe Mietnebenkosten (2. Miete)
- Überbelegung der Wohnungen auch durch Unterbringung von Saisonarbeitern (Tagebau)
- hoher Investitionsstau bei Modernisierungen,
- fehlende Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes,
- wenige Freizeitangebote und Begegnungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen,
- negatives Image,
- schlechter Zugang zu Arbeits- und Ausbildungsplätzen,
- soziale und familiäre Konflikte im Stadtteil (hoher Anteil bei Anzeigen im Delikt körperliche Gewalt),
- Leerstand von zahlreichen Ladenlokalen in den Hochhauszeilen.
Vielfältige Potenziale bildeten die Basis für das integrierte Handlungskonzept:
- Das Gebiet an der Erft hat eine landschaftlich schöne Lage: Naturschutzgebiet.
- Der Stadtteil liegt nahe am Stadtzentrum von Bergheim mit Fußgängerzone, Stadt- und Kreisverwaltung, Krankenhaus etc. Auch die Versorgung durch preiswerte Handelsmärkte ist gedeckt.
- Mit Grund-, Haupt-, Realschule und Gymnasium sind alle Schulformen sowie zwei Kindertagesstätten im Programmgebiet vorhanden.
- Abstandsflächen zwischen den Gebäuden mit gutem Baumbestand und Platz zur Neugestaltung.
- Absichtserklärungen von Wohnungseigentümergemeinschaften zur Investition in den Bestand.
- Beschäftigungsträger führt Maßnahmen in der Grünflächenpflege sowie im Landschaftsbau und im Themenbereich Integration von Zuwanderern aus.
- In leer stehenden Wohnungen, Ladenlokalen und Gebäuden können vielfältige neue Nutzungen etabliert werden. Eine mögliche Option ist die Schaffung eines "sozialen Zentrums" mit Beschäftigungsträger, Beratungseinrichtungen und Bürgertreff.
Die Hauptziele des Handlungsprogramms waren:
- Schaffung sozialer Stabilität,
- Abbau ökonomischer Nachteile,
- Verbesserung der Wohnverhältnisse,
- Stabilisierung des Mietniveaus und
- Verbesserung des Wohnumfeldes
Neben der Aktivierung von Bewohnern ging und geht es noch heute darum, die Bereitschaft zur Eigeninitiative zu wecken. Besondere Förderung erfahren daher die zahlreichen ehrenamtlich betreuten Gruppen. Zentrum der Stadtteilarbeit und des Stadtteilmanagements ist das Stadtteilbüro im FuNTASTIK. Es symbolisiert die neue Mitte des Stadtteils, verknüpft die Menschen und ihre Aktivitäten miteinander und ist Ratgeber und Anlaufstelle für alle Fragen rund um den Stadtteil. Im August 2009 ist das Stadtteilbüro in den aus dem Modellprogramm "Wir setzen Zeichen" geförderten Neubau FuNTASTIK (Zentrum für Familie und Nachbarschaft, Toleranz, Aktion, Soziale Themen, Integration und Kultur) eingezogen.
Der Fachbereich Jugend, Bildung und Soziales der Kreisstadt Bergheim ist heute für die Projektleitung und Programmkoordination zuständig. Für die Abwicklung und Umsetzung des Programms „Soziale Stadt“ wurde im Februar 2010 die Entwicklungsgesellschaft Bergheim gemeinnützige GmbH (EGBM) gegründet und beauftragt, eine gGmbH mit 50% Teilhaberschaft Stadt Bergheim und 50% der freie Träger ASH Sprungbrett e.V. Seit Ablauf des Förderzeitraums ist die Stadtteilarbeit vor Ort wesentlicher Bestandteil der Abteilung Soziale Hilfen und Integration im Sachgebiet Demografie, Integration, Stadtteilarbeit der Kreisstadt Bergheim.
Wichtigste Kooperationspartner in der Zusammenarbeit aber auch in der Entwicklung und Durchführung von Projekten sind:
- Familienzentrum Kita Abenteuerland
- Stadtteilverein SüdWestWind e.V.
- ASH Sprungbrett e.V.
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Die wichtigsten Gremien in der Stadtteilarbeit sind die ca. achtmal jährlich tagende AG Süd-West-Total, an der sowohl interessierte Bürger als auch Ehrenamtler, Gruppenleiter und Mitarbeiter aus unterschiedlichen sozialen Einrichtungen teilnehmen. Auf Verwaltungsebene tagte während der Programmlaufzeit ab 2002 alle zwei Monate eine ämterübergreifende Projektgruppe. Zudem fanden ca. einmal jährlich Stadtteilforen statt, zu denen alle Bewohner und Akteure eingeladen waren, Ideen und Projekte zu entwickeln und sich über den Stand der Erneuerung zu informieren.
Der Budgetbeirat wurde ebenfalls verstetigt und ist weiterhin ein wichtiges Gremium über die Geschicke des Stadtteils. Er trifft sich viermal im Jahr und wird über das Stadtteilbüro organisiert. Die Mittel für den Budgetbeirat kommen nun aus dem städtischen Haushalt.
Entwicklungsgesellschaft Bergheim
Jan Schnorrenberg
Telefon: 02271 89 -209
E-Mail: jan.schnorrenberg@eg-bm.de
Quartiersmanagement
Stadtteilbüro im FuNTASTIK
Elisabeth Alt-Kaul (Leitung)
Kreisstadt Bergheim
Abt. Soziale Hilfen und Integration
FuNTASTIK
Meissener Str. 7
50126 Bergheim
E-Mail: elisabeth.alt-kaul@bergheim.de