Bonn Dransdorf (von 1999 bis 2009)
Dransdorf ist ein dörflich geprägter Stadtteil am nordwestlichen Stadtrand von Bonn mit einer Fläche von rund 230 ha und ca. 5.000 Einwohnern. Er wird von einer Stadtbahnlinie durchtrennt und durch Pendler- und Lkw-Verkehr stark belastet. Die Siedlungsstruktur ist kleinteilig und sehr heterogen: Ein gewachsener Dorfkern mit Resten der Dransdorfer Burg wird von einer dreigeschossigen Zeilenbebauung, kleineren Einfamilienhäusern und Reihenhäusern umschlossen. Eine in den 60er und 70er Jahren entstandene Hochhaussiedlung im Kernbereich wirkt dagegen wie ein Fremdkörper. Ungeordnete Übergänge zum Ortskern und zur Landschaft charakterisieren die fehlende Einbindung in den Stadtraum.
Zur Verbesserung der städtebaulichen und sozialen Situation besteht insbesondere im Bereich Lenaustraße/ Hölderlinstraße Handlungsbedarf. Hier leben Menschen 37 (!) unterschiedlicher Nationalitäten direkt nebeneinander. Große Lücken bestehen vor allem in der Betreuung und Beratung von zugewanderten Bewohnern und von Kindern und Jugendlichen. Es fehlen Angebote und Räume für selbstorganisierte Aktivitäten. Zudem sind erhebliche Mängel in der Gebäudesubstanz und -struktur festzustellen.
Das integrierte Handlungskonzept Dransdorf setzt seit 1996 vor allem auf die Beteiligung der Akteure. Schon bei der Festlegung und Durchführung erster Signalprojekte wurden die Bewohner und Einrichtungen des Stadtteils miteinbezogen.
Die Maßnahmen konzentrieren sich sehr stark auf den Siedlungsbereich Lenaustraße/ Hölderlinstraße und die Qualität seines Umfelds: Der Stadtbahnhaltepunkt, der eine kurze Verbindung zur Innenstadt bietet, soll gestalterisch und funktional verbessert werden. Die offene Landschaft soll zugänglich und für Freizeitaktivitäten nutzbar gemacht werden.
Im Wohnungsbestand geht es neben der baulichen Sanierung und Weiterentwicklung primär um eine sozialverträgliche Belegung. Der ergänzende Neubau von Wohnungen bot sich als eine besondere Möglichkeit an. Die Bauvorhaben sollten möglichst mit Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen kombiniert werden.
Parallel dazu wird eine Verbesserung der sozialen Infrastruktur und der gemeinwesenorientierten Stadtteilarbeit angestrebt. Es werden zielgruppenorientierte Handlungsansätze entwickelt, wie etwa die Betreuung von Kindern und Jugendlichen und eine stadtteilorientierte Ausländerpolitik.
Im Bonner Planungsamt ist die Federführung für das integrierte Handlungskonzept angesiedelt. Wichtiger Partner bei der Weiterentwicklung und Umsetzung der Maßnahmen ist das örtliche Stadtteilbüro. Zentrales Gremium ist die Projektgruppe Dransdorf mit folgenden Beteiligten: Stadtverwaltung, Vereinigte Bonner Wohnungsbau-Aktiengesellschaft (Vebowag), Stadtteilverein Dransdorf, WohnBund Beratung NRW GmbH.
Weitere Akteure sind:
- Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg
- ARGE Bonn
- Deutscher Kinderschutzbund
- Aktive Vereine: u.a. Dransdorfer Karnevalsverein, TUS Dransdorf
- Diakonisches Werk
- Wissenschaftsladen Bonn
- Joseph-von-Eichendorff-Schule
- Karl-Simrock-Hauptschule
- Augsut-Macke-Schule
- Stadtwerke Bonn
- Stadtteilarbeitskreis Dransdorf/ Endenich: Zusammenschluss der im Stadtteil tätigen Verbände, Vereine, Eigentümer, Schulen und Kindertagesstätten, Kinder- und Jugendeinrichtungen, engagierter Personen und Vor-Ort-Verantwortlicher städtischer Ämter
9 Jahre integriertes Handeln in Dransdorf zeichnet sich durch folgende Struktur aus: Im Auftrag der Kommunalpolitik ziehen viele im Stadtteil aktive städtischen Ämter mit den vor Ort arbeitenden sozialen Einrichtungen und den aktiven Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam an einem Strang, um zusammen für die Verbesserung der Wohn-, Lebens- und Arbeitsbedingungen im Programmgebiet einzustehen. Individuelle Ämter- oder Trägerinteressen stehen eher zurück, wenn es im Sinne dieser Zielsetzung erforderlich ist. Nur so lassen sich effektive Problemlösungsstrategien für soziale Problemlagen entwickeln, umsetzen und nachsteuern. Auch eine Prozessoptimierung ist somit Bestandteil des integrierten Handelns und garantiert Effizienz und Effektivität.
Politische Entscheidungen, Verwaltungshandeln und operative Umsetzung gehen auf kurzen Wegen ohne größere Reibungsverluste Hand in Hand.
Die bisher in Dransdorf gemachten Erfahrungen werden nun bezüglich der organisatorisch-strategischen und operativen Vorgehensweise auf ein weiteres Teilgebiet des Stadtteils Dransdorf erweitert. Diese Übertragung/Erweiterung des Konzeptes des integrierten Handelns ist sicher auch als Lob für alle beteiligten Institutionen und darin handelnden Personen zu verstehen.
Dem Stadtteil Dransdorf hat den Ausstieg aus dem Landesprogramm, auch dank vielfältiger (finanzieller) Hilfe unter der Federführung des Amtes für Soziales und Wohnen der Stadt Bonn mit einer weichen Landung vollzogen.