Bonn Neu-Tannenbusch (von 2013 bis 2016)
Bonn, bis 1999 Sitz der Bundesregierung, wird in vier Stadtbezirke (Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Hardtberg) mit insgesamt 51 Ortsteilen unterteilt. Einer von 65 statistischen Bezirken ist Tannenbusch. Tannenbusch ist dem Stadtbezirk Bonn zugehörig und wird der Entstehungszeit nach in ‚Alt-Tannenbusch’ und ‚Neu-Tannenbusch’ gegliedert.
Suburbanisierungsentwicklungen und Wohnungsknappheit in den 1970er Jahren erforderten Stadterweiterungsmaßnahmen im Nordwesten Bonns. Entwürfe für die geplante Großwohnsiedlung sollten bis 1985 insgesamt 30.000 Menschen auf einem bisher unbebauten Areal unterbringen (18.000 Menschen in Neu-Tannenbusch). Heute leben 9.983 Bürger in Neu-Tannenbusch. In erster Linie fungiert Neu-Tannenbusch als Wohnstandort. Merkmale dessen sind ein baulich dichtes Gefüge mit städtischem Charakter. Nach wie vor prägen mehrgeschossige Wohngroßsiedlungen im Süden das Ortsbild. Nördlich angelegte Einfamilienhaussiedlungen im Reihenhausstil runden dieses Bild ab. Neben baulichen Missständen haben insbesondere soziale Problemstrukturen deutlich an Gewicht gewonnen: Arbeitslosenquote (19 %) wie auch der Anteil an Empfängern von Leistungen gemäß SGB II (28,4 %, unter 15 Jahre 51,7 %) sind im Vergleich zur Gesamtstadt besonders hoch.
Für die Tannenbuscher Bevölkerung bildet das Tannenbusch-Center sowohl die Ortsmitte als auch den zentralen Nahversorgungsbereich mit einem Stadtbahnhaltepunkt. Das Einkaufscenter befindet sich schon länger in einem Trading Down-Prozess. Diese Entwicklungen in Verbindung mit baulichen und sozialen Missständen verstärken die Abwärtsspirale.
Trotz der allgemeinen Negativentwicklungen der letzten Jahre birgt der Stadtteil gute Grundvoraussetzungen:
- Gute Anbindung an den ÖPNV (innerörtlich und überörtliche Stadtbahnanbindung nach Bonn und Köln, zudem drei Buslinien): Haltestellen sollen in Zukunft mehr Sauberkeit und Sicherheit bieten
- Gute soziale Infrastruktur (Schulzentrum, städtische und private Kitas), mehrere soziale Träger und Einrichtungen: Die Vielzahl der unterschiedlichen Leistungsangebote soll erhöht, stärker vernetzt und gebündelt werden, um den jetzt schon vorhandenen und neuen innovativen Projekten mehr Effizienz zukommen zu lassen.
- Insgesamt ein ‚grüner’ Stadtteil mit Angrenzung und Einbindung an den ‚Grünzug Bonn-Nord’: Verbesserung der Aufenthaltsqualität, Naturnähe den Kindern und Jugendlichen vermitteln. Natur- und Erlebnisausflüge über die Ortsteilgrenzen hinaus veranstalten / Mal vor die Tür kommen.
- Ökonomische Potentiale in leerstehenden Ladenzeilen und Gebäudekomplexen: Leerstand als Chance sehen, um auf die Bedarfslage und Wünsche der Bewohner einzugehen und zukünftige Nutzungen zielgerichteter zu planen.
- Viele im Ortsteil in den zwei Studentenwohnheimen wohnende Studierende (ca. 870 Wohneinheiten): Diese sollen noch mehr ins Stadtteilleben eingebunden werden und als Vorbildcharaktere (fachlich, kulturell) in Schulen fungieren (Bildungslotsen)
An den allgemeinen Tendenzen und Potentialen knüpft das Integrierte Entwicklungskonzept für Bonn Neu-Tannenbusch mit folgenden Handlungsfeldern an:
- A Nachhaltige Erneuerungsstrategie für Wohngebäude – Gesundes und zukunftsfähiges Wohnen
- B Orte für Kommunikation und Aktivität – Erleben und Erholen, Natur, Kunst und Kultur
- C Zweite Chance – Bildung und Beschäftigung im Stadtteil
- D Zukunftsperspektive Leben in Tannenbusch – Ganzheitliche Familienarbeit
- E Quartiersmanagement – Neues Image und aktive Nachbarschaften
Die Organisationsstruktur stellt sich auf drei Ebenen dar. Auf der Entscheidungsebene agieren sowohl Vertreter der Politik und der Interfraktionelle Beirat als auch die beteiligten Dezernate und Amtsleitungen in der Lenkungsgruppe. Die Dezernenten und Amtsleiter der Fachbereiche Soziales und Planung, Stabsstelle Integration und Projektmanagement treffen sich turnusgemäß und entscheiden über die vorgelegten Projekte und Vorhaben. Diese kommuniziert die Lenkungsgruppe mit den zuständigen politischen Gremien (Beirat).
Auf der Ebene der Projektsteuerung / Projektumsetzung ist die Leitung mit Verwaltungsmitarbeitern besetzt. Insbesondere die Kontrolle des Projektmanagements und die internen Abstimmungen gehören zu den Aufgaben. Die Projektgruppen bestehen je nach Themenbereich aus städtischen Mitarbeitern und eingebundenen Akteuren.
Hierzu ein Beispiel: Der Arbeitskreis (AK) Wohnungsunternehmen setzt sich zusammen aus den vor Ort tätigen Wohnungsunternehmen, der Polizei und städtischen Fachressorts.
Die Steuerung des Prozesses liegt beim Stadtplanungsamt der Stadt Bonn, wobei die jeweiligen Projekte und deren Durchführung in der Verantwortlichkeit der entsprechenden Fachverwaltungen liegen. Das Projektmanagement wird derzeit noch organisiert. Es ist vernetzt mit allen Arbeitsbereichen der Projektebene und schließlich mit der dritten Ebene der Projektbeteiligung. Hierzu gehören Bewohner- und Bürgerbeteiligungen sowie das Quartiersmanagement, die an der Projektumsetzung maßgeblich beteiligt werden.
Im Stadtteil waren und sind jetzt schon unabhängig vom Projekt der Sozialen Stadt viele Akteure mit (sozialer) Stadtteilarbeit beschäftigt. Dieses dichte Akteursnetz bietet gute Voraussetzungen, auch für zukünftige Projekte im Rahmen der Sozialen Stadt.