Bottrop Boy/Welheim/Welheimer Mark (von 1994 bis 2005)
Die Gebiete Boy und Welheim, später ergänzt um die Welheimer Mark, bilden mit einer Fläche von rund 1.350 ha und rund 15.500 Einwohnerinnen und Einwohnern den Stadtteil Boy/Welheim, der an die Städte Essen und Gladbeck grenzt.
Städtebaulich bestimmt die im ersten Weltkrieg errichtete Gartenstadt Welheim das Erscheinungsbild dieses Ortsteils. Die ehemalige Bergarbeitersiedlung ist heute denkmalgeschützt.
Das nördlich gelegene Boy wird neben zwei- bis dreigeschossigen Bauten von Wohnungsgesellschaften geprägt durch zahlreiche Eigenheime, Mehrfamilien- und Reihenhäuser. Hier befinden sich auch das Nahversorgungszentrum des Stadtteils und ein S-Bahn-Anschluss.
Ein in der Mitte des Stadtteils gelegenes, rund 40 ha großes Areal, bis Mitte der 1990er Jahre das Werksgelände der Chemischen Werke Hüls AG, verbindet die beiden Siedlungsbereiche miteinander. Die Neunutzung dieser Fläche war neben der Bewältigung der typischen sozialen Entwicklungen eines altindustriellen Gebietes Hauptaufgabe der Erneuerung. Einen besonderen Handlungsschwerpunkt stellt die am Rand von Boy gelegene Obdachlosensiedlung dar.
Die Neunutzung des sanierten Geländes der 1994 stillgelegten Chemiewerke durch Gewerbe und Wohnen, Freizeit und Erholung hat neue Arbeitsplätze im Stadtteil geschaffen und zahlreiche junge Familien in den Stadtteil geführt. Mit Festplatz, Rad- und Wanderwegen sowie großzügigen Freiflächen hat es den Naherholungswert des Stadtteils beträchtlich erhöht. Auch das nahegelegene IBA-Projekt - die Landmarke "Tetraeder" - strahlt auf den Stadtteil aus.
Zusammen mit der Sanierung der Gartenstadt Welheim in den Jahren 1990 bis 2002 und den zahlreichen städtebaulichen und verkehrlichen Maßnahmen im öffentlichen Raum wurde Boy/Welheim als Wohnstandort und Lebensmittelpunkt entscheidend gestärkt.
Der Abwanderung kaufkräftiger Haushalte konnte so entgegengewirkt werden: Wohnten 1991 rund 12.500 Menschen im Stadtteil, so waren es zehn Jahre später schon 14.500 und zum 31.12.2005 sogar 15.453 Bewohnerinnen und Bewohner. Mit Stichtag 31.10.2020 stieg die Bewohnerzahl auf 15.853 Personen im Stadterneuerungsgebiet.
Durch eine Teilsanierung und Wohnumfeldmaßnahmen wurde die Obdachlosensiedlung Borsigweg in den Stadtteil eingebunden. Die Schulen und Kindergärten im Stadtteil haben in Zusammenarbeit mit der Kulturwerkstatt, der RAA (Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien), der Sportjugend und anderen Gruppen im kulturellen Bereich zahlreiche Maßnahmen und Projekte mit sprachfördernder, künstlerischer, musischer oder sportlicher Ausrichtung verwirklichen können.
Die örtlichen Beschäftigungsträger (GABS, GAFÖG, GeDiRec) haben im Rahmen von Arbeitsmarktprojekten zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur zahlreiche Menschen aus dem Stadtteil qualifizieren und in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln können.
Die Koordinierung der integrierten Erneuerung erfolgte durch das städtische Planungsamt gemeinsam mit dem Stadtteilbüro in Boy. Steuernd tätig war die Projektgruppe Boy/ Welheim, ein verwaltungsinterner, ämterübergreifender Arbeitskreis der Stadt Bottrop. Weitere Akteure waren:
- Arbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte e.V. (AGSB)
- Diakonie Kirchenkreis, Caritas, AWO
- Beschäftigungsträger: Gemeinnützige Arbeitsförderungsgesellschaft gGmbH (GAFÖG), Gesellschaft für Arbeitsförderung, berufliche Bildung und Soziokultur gGmbH (GABS) und Gesellschaft für Dienstleistung und Recycling gGmbH (GeDiRec)
- Schulen: Goetheschule, Grundschule Welheim, Grundschule Welheimer Mark, Hauptschule Welheim, Fürstenberg-Grundschule, Sonderschule für Lernbehinderte Boy, Schule am Tetraeder – Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung
- Ev. (Paul-Gerhardt-Kirche, Friedenskirche) und Kath. (St. Antonius, St. Franziskus, St. Johannes) Kirchen
- ZWAR-Gruppe Boy/Welheim
- Künstlerbund
- Stadtjugendring, Jugendamt
- Sportjugend Bottrop, zahlreiche Sportvereine
- Kulturwerkstatt
Das Stadterneuerungsgebiet Bottrop-Boy/Welheim befindet sich formell seit Januar 2004 nicht mehr im Programm Soziale Stadt NRW. Der letzte Förderbescheid aus der Städtebauförderung erging im Jahr 2003.
Die städtebaulichen Maßnahmen haben zu einer wesentlichen Verbesserung im Stadtteil beigetragen und dessen Attraktivität als Wohnstandort über den Stadtteil hinaus erhöht. Die neu errichteten Eigenheimsiedlungen gewährleisten eine heterogene Zusammensetzung der Bewohnerschaft, stärken die Kaufkraft im Stadtteil und stabilisieren ihn in seiner Funktion als städtisches Nebenzentrum.
Das aus dem Stadtteil erwachsene Projekt Jugendkombihaus einschließlich Jugendhotel führt Boy/Welheim zu überregionaler Bedeutung und somit zu einer erheblichen Imageaufwertung. Vereine und Initiativen aus dem Stadtteil nutzen Räumlichkeiten im Jugendkombihaus für ihre Zusammenkünfte und Aktivitäten.
Die Maßnahmen und Projekte im sozialen und kulturellen Bereich haben die Organisationen und Einrichtungen im Stadtteil in ihrer Arbeit gestärkt. Die entstandenen Kooperationen zwischen den Projektpartnern innerhalb und außerhalb des Programmgebietes setzen sich auch nach Auslaufen der Programmphase fort. Eine selbsttragende Weiterführung in Form eines dauerhaft tragenden Stadtteilgremiums konnte über die Programmphase hinaus nicht verwirklicht werden. Die Gewerbetreibenden im Nebenzentrum Boy haben sich mittlerweile zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, die in Kooperation mit anderen Akteuren im Stadtteil Aktionen und Veranstaltungen im Handlungsfeld Stadtteilimage durchführt.
Chronologie
1988-1993
Herrichtung des Gewerbeparks Boy
1989
Ratsbeschluss Städtebaulicher Rahmenplan Boy
1989-1995
Erschließung des Gewerbeparks Arenberg – Fortsetzung
1990-2002
Modernisierung der Gartenstadt Welheim (Denkmalbereichssatzung)
seit 1990
Förderung von Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung auf privaten Grundstücken mit öffentlichen Mitteln
seit 1991/1992
zahlreiche Neubauprojekte im Mietwohnungs- und Eigenheimbereich in den Siedlungsbereichen Boy und Welheim
1994
Aufnahme in das Programm „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf”
seit 1995
zahlreiche Stadtteilkulturprojekte: Figurentheater, Skulpturenbau, Seniorentheatertage, Märchentage, Tanztheaterprojekte usw.
1995-2004
Errichtung des Wohnbaugebietes Im Johannestal
1996
Ratsbeschluss Integriertes Handlungskonzept Boy
1997-2001
„Bauwagenprojekt“ der ev. Kirche, in dem sich Jugendliche aus einem Bauwagen durch eigene Planung, Initiative und Arbeit einen Anlauf- und Treffpunkt geschaffen haben
1997-2002
Wiederaufbereitung der Flächen der Hüls AG zu einem Handels-, Gewerbe- und Wohnbaugebiet. Public-Private-Partnership zwischen der Stadt Bottrop und der Grundstückseigentümerin Hüls AG: Neben gewerblichen Nutzungen entstehen ein neues Wohnquartier und Gemeinschaftseinrichtungen (Festwiese, Feuerwehr, Jugendkombihaus)
1999
Errichtung einer Skateboardanlage hinter der Hauptschule Welheim; Neugestaltung des Schulhofes der Grundschule Welheim
seit 1999
Stärkung des Nebenzentrums durch Neugestaltung von Johannesstraße, Boyer Markt und Horster Straße
MUS-E in der Grundschule Welheim und der Fürstenbergschule
1999-2007
Stadtteilbüro am Boyer Markt
1999-2002
Sanierung der Obdachlosensiedlung Borsigweg unter Beteiligung integrierter Arbeitsmarktprojekte, u.a.: Qualifizierungsprojekt der GAFÖG im Baubereich für Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger
Einrichtung einer Kontaktstelle für Suchtkranke in der Obdachlosensiedlung
seit 2000
jährlich stattfindendes Zirkusprojekt an der Grundschule Welheim, „Urlaub ohne Koffer“ mit Frauen aus der Obdachlosensiedlung Borsigweg (jährlich)
2000-2010
Abschnittsweiser Ausbau der Hauptverkehrsachse Horster Straße mit Neubau von Brückenbauwerken
2000
Stadtteilkulturfest im Rahmen der Bottroper Märchentage in Zusammenarbeit von Stadtverwaltung, lokalen Initiativen und Einzelhandel im Ortsteil Boy
2001-2002
Umgestaltung des Marktplatzes Boy
2001
Stadtteilfest im Ortsteil Welheimer Mark als Gemeinschaftsprojekt der vor Ort aktiven Vereine und Institutionen
seit 2002
Durchführung von Maßnahmen der RAA (Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien) zur Sprachförderung, interkulturellen Erziehung und besseren Eingliederung in Ausbildung und Beruf
Einrichtung des Kinder- und Jugendbüros in der Welheimer Mark
2002
Stadtteilfest im Ortsteil Welheim anlässlich der Fertigstellung der Modernisierung der Gartenstadt Welheim
Bundesweites Modellprojekt "Bitte wenden! – Kunstaktionen auf der Rückseite der Stadt" in der Siedlung Borsigweg
2002/2003
Sommerfest in der Obdachlosensiedlung
Schulhofumgestaltung der Grundschule Welheimer Mark und der Förderschule Schule am Tetraeder
seit 2003
Durchführung einer Fußball-Ligarunde für Schulmannschaften (jährlich)
2003
Gestaltung eines Keramik-Reliefs durch die Schülerinnen und Schüler der Fürstenbergschule für ihre Schulfassade
2003/2004
Erneuerung des Brunnens und Brunnenumfeldes Döckelhorst
Herrichtung des Spielplatzes und der Grünanlage im Wohngebiet Im Johannestal
2004
Jugendhotel: Spatenstich
Präsentation Abschlussbericht Boy/Welheim
2004/2005
Schulhofumgestaltung der Fürstenbergschule und der Hauptschule Welheim
Bau des Jugendhotels (Eröffnung im März 2006)
2005
Stadtteilfest in der Welheimer Mark
Baubeginn des Jugendkombihauses mit den folgenden Bausteinen:
- Jugendberufshilfe mit integrierter Werkstatt für bis zu 24 Plätzen in den Berufsfeldern Elektro, Malen/Lackieren sowie Heizung/Sanitär,
- Qualifizierungsagentur als Anlaufstelle für Berufsvorbereitung und Ausbildung in den Berufen Freizeit, Kultur, Tourismus, Gastronomie und Veranstaltungsmanagement,
- Jugendkneipe als nachmittäglicher Treff ohne Verzehrzwang und Abendgastronomie mit verbindlichem Verzehr,
- Freiwilligenagentur, die in die Jugend- und Freizeitstätte integriert wird.
2005/2006
Umgestaltung und Verkehrsberuhigung der Fichte- und der Baukelstraße
2006
Gründung der Interessengemeinschaft Boy
2007
Eröffnung der Diskothek Prisma im JugendkombihausStadtverwaltung
Stadt Bottrop
Koordinierungsstelle Integrierte Stadtentwicklung/InnovationCity (KIS)
46236 Bottrop
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