Castrop-Rauxel Deininghausen (von 2005 bis 2014)
Der Stadtteil Deininghausen, für gut 3000 Einwohnerinnen und Einwohner geplant, entstand ab 1965 als eine für die damalige Zeit typische autogerechte Großwohnsiedlung am Stadtrand Castrop-Rauxels. Bis dahin war Deininghausen eine durch Einzelhoflagen geprägte Landschaft. Um das Zentrum mit vorwiegend viergeschossigem Sozialwohnungsbau und Infrastruktureinrichtungen gruppieren sich Ein-, Zweifamilien- und Reihenhäuser verschiedenen Bautyps. Ein kleiner Stadtteilplatz mit angrenzenden Ladenlokalen und das benachbarte Grundschulgelände prägen den öffentlichen Bereich des Zentrums. Die evangelische Kirche mit Pfarr- und Gemeindehaus bildet einen weiteren Komplex innerhalb der Wohnbebauung. Neben dem ringförmigen Straßenverlauf erschließen Fußwege die verschiedenen Wohnquartiere. Deininghausen ist umgeben von alten Bauerhöfen, Weiden, Feldern und von großen Waldflächen mit überörtlichen grünen Wegeverbindungen.
Seit den späten 1980er Jahren entwickelt sich Deininghausen aufgrund sich gegenseitig verstärkender gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen zu einem sozialen Brennpunkt. In die Ende der 1960er Jahre mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus errichteten Geschosswohnungen investierten Wohnungsgesellschaften nur wenig. Der preisgünstige, aber hochgradig sanierungsbedürftige Wohnraum wurde zunehmend von Mieterinnen und Mietern in prekären Lebenslagen und/oder mit finanziellen Problemen bezogen. Die soziale Situation des dicht besiedelten Stadtteils ist heute gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an Migranten und Aussiedlern. Aufgrund des hohen Anteils an Kindern und Jugendlichen ist Deininghausen aber auch der „jüngste“ Stadtteil von Castrop-Rauxel. In den letzten Jahren wechselten die Geschosswohnungen im Kernbereich dreimal den Eigentümer. Das führte zur Verunsicherung der Mieter und trägt zu immer größerer Fluktuation bei der Wohnungsbelegung bzw. zu Leerständen bei. Die Nahversorgungssituation im Zentrum ist stark eingeschränkt. Das Freizeit- und Kulturangebot im Stadtteil ist insgesamt sehr gering. Es gibt ein Jugendzentrum „d-town“, das für die Kinder und Jugendlichen des Stadtteils offen steht.
Zwei Buslinien verbinden Deininghausen mit dem Stadtzentrum von Castrop-Rauxel und dem Stadtteil Oestrich in Dortmund.
Am Rande der Siedlung finden sich auch hochwertige Eigentumsobjekte, in denen zunehmend ältere Eigentümer wohnen. Die Kluft zwischen relativ gut situierten, überwiegend älteren und sehr armen, kinderreichen Bevölkerungsteilen ist daher besonders auffallend. Die Frustration über diese Situation entlädt sich in zunehmendem Vandalismus und Ordnungswidrigkeiten und führt dazu, dass sich das negative Image des Stadtteils nach außen verfestigt.
Deininghausens bevorzugte grüne Lage und der städtebauliche Grundriss sind wesentliche Potentiale, um den Stadtteil wieder zu einem attraktiven Ort werden zu lassen. Die kurzen fußläufigen Wege in die umgebende Landschaft und überschaubare nachbarschaftlich-orientierte Quartiere können die Attraktivität in den kommenden Jahrzehnten erheblich steigern.
Bürgerschaftliches Engagement ist ein weiteres Potenzial: Seit mehreren Jahren ist der Verein „Bürger für Deininghausen e.V." aktiv. Außerdem beteiligen sich Deininghausener im Rahmen der „Lokalen Agenda 21“ an der Stadtteilentwicklung. Mit Unterstützung durch ein externes Büro wurden bereits im Vorfeld der Aufnahme in das Programm Soziale Stadt problemorientierte Workshops wie „Schule und Soziales“ und „Öffentlichkeitsarbeit“ im Stadtteil durchgeführt.
Das „Integrierte Handlungskonzept“ für Deininghausen wurde von den Bewohnern und Bewohnerinnen unter Mitarbeit einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe Deininghausen aufgestellt. Ziel war es, auf verschiedenen Handlungsebenen gleichzeitig zu agieren, um nachhaltige und sich verstetigende Angebote und Qualitäten in Deininghausen zu etablieren. Im Rahmen der sozial-flankierenden Maßnahmen wurde ein Stadtteilmanagement aufgebaut. Die Einrichtung des Stadtteilbüros als Anlaufstelle sowie der Aufbau eines von Bürgern verwalteten Begegnungszentrums sind wesentliche Maßnahmen, um die Integration und Vernetzung von Angeboten zu verbessern. Verschiedene Angebote von Sprachkursen bis hin zu sportlichen Aktivitäten sollen dazu beitragen, die Lebenschancen der sozial benachteiligten Bewohner zu verbessern und das Eigenengagement im Stadtteil zu fördern.
Die Stadtverwaltung Castrop-Rauxel mit dem Bereich Stadtentwicklung war für die Koordination der Stadtteilentwicklung in Deininghausen verantwortlich. Ein Quartiersmanager übernahm vor Ort folgende Aufgaben:
- Schnittstelle zwischen Bürgern des Stadtteils und Verwaltung
- Beratung und Information von Bürgerinnen und Bürgern
- Weiterentwicklung des Integrierten Handlungskonzeptes
- Unterstützung von Mieterrat und Bürgerverein
Die lokalen Akteure beteiligten sich mit dem Runden Tisch Deininghausen an der Umsetzung des Integrierten Handlungskonzeptes. Teilnehmer des Runden Tisches sind:
- „Bürger für Deininghausen e.V.“
- „Dein Treff Punkt e.V.“
- Förderschule
- Tageseinrichtung für Kinder der AWO
- Bereiche der Stadtverwaltung wie Stadtplanung, Jugend, Soziales, Integration
- ARGE
- Weitere Akteure im Stadtteil sind:
- Freie evangelische Kirchengemeinde
- Jugendzentrum „d-town“
- Vonovia
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