Duisburg-Beeck (von 2002 bis 2012)
Beeck ist ein typischer innerstädtischer Arbeiterstadtteil im Duisburger Norden, der durch seine Kessellage geprägt ist. Begrenzt durch die „Alte Emscher“, das Autobahnkreuz A 42/59 und industrielle Brachflächen grenzt er unmittelbar an die Industriestandorte Bruckhausen und Laar, die den Wohnstandort Beeck durch Schadstoffe und Verkehrslärm belasten. Die vierspurige Friedrich-Ebert-Straße durchschneidet den ca. 300 ha großen Ortsteil in Nord-Süd-Richtung und macht ihn so zu einem Durchgangsort.
Die in sich homogenen Wohnquartiere und zum Teil historisch wertvollen Arbeitersiedlungen weisen eine relativ hochwertige Architektur auf. Zusammen mit den umliegenden Grün- und Freiflächen trägt dies zu einer hohen Wohnzufriedenheit der alteingesessenen Bevölkerung bei.
In Beeck leben heute ca. 11.500 Einwohner mit abnehmender Tendenz:
- In den letzten 20 Jahren reduzierte sich die Einwohnerzahl um ca. 10 %.
- Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt bei 42 % (im Vergleich zur Gesamtstadt 31,7 %) (31.12.2017).
Wie in allen Teilen der Stadt Duisburg hat auch in Beeck, seit etwa 2016, eine Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa stattgefunden und sich die negative Bevölkerungsentwicklung umgekehrt. Der Programmstadtteil befindet sich in einem Umstrukturierungsprozess. Durch Wegzüge und steigende Arbeitslosigkeit schwindet das Kaufkraftpotenzial im Stadtteil, wodurch sich die Struktur des Einzelhandels zunehmend verschlechtert. Die wirtschaftlich unsichere Situation und die Furcht vieler Bewohner vor verstärkter Überfremdung bergen ein unterschwellig wahrnehmbares Konfliktpotenzial.
Die Stadt Duisburg legte 1998 ein erstes städtebauliches Entwicklungskonzept vor und schuf damit die Grundlage für das „Handlungsprogramm für Beeck“ in 2005. Die Beteiligung der Stadtteilakteure war bei der Konzeption besonders wichtig. Im Jahr 2000 wurden in einer Perspektivenwerkstatt Ziele und mögliche Handlungsfelder aufgezeigt und durch Arbeitsgruppen des 2003 gegründeten Runden Tisches weiterentwickelt. 2002 wurde Beeck in das Modellprojekt „Interkulturelle Stadtentwicklung“ des damaligen MSWKS NRW aufgenommen in dem Beteiligungsmöglichkeiten von Migranten bei Themen der Stadt- und Wirtschaftsentwicklung untersucht wurden. 2002 erfolgte die Aufnahme in das Programm „Soziale Stadt“ und ein Stadtteilbüro wurde im Gebiet eröffnet. Hinzu kamen Maßnahmen im Programm „Stärken vor Ort“ in Kooperation mit dem Stadtteil Laar im Zeitraum 2009-2011. 2012 endete der Förderzeitraum „Soziale Stadt“ und eine Verstetigungsphase schloss sich an.
Das Integrierte Handlungskonzept setzte Schwerpunkte in den Bereichen:
- Städtebau und Verkehr, Wohnen und Wohnumfeld
Die Qualität des Wohnstandortes Beeck sollte durch die Entschärfung der Verkehrssituation und die Aufwertung von wohnungsnahen Grünflächen verbessert werden. - Lokale Ökonomie und Arbeitsmarkt
Ziel war es, die lokalen Wirtschaftsstrukturen zu stärken, u.a. durch die Aktivierung des bestehenden Werberings, und durch Qualifizierungsmaßnahmen verbesserte Zugangschancen zum Arbeitsmarkt zu erreichen. - Soziales Zusammenleben und Bildung
Die sozialen Strukturen im Stadtteil sollten durch Bildungs- und Beratungsangebote, z. B. Deutschkurse, sowie durch Möglichkeiten zu interkultureller Begegnung und Integration stabilisiert werden.
Das Programm für Beeck berücksichtigte vorrangig Projekte und Handlungsansätze, die kurz- bis mittelfristig (bis Ende 2011) realisiert werden können.
Vorrangiges Ziel des eingerichteten Stadtteilmanagements war die weitere Stabilisierung vorhandener sozialer und ökonomischer Netze (Runder Tisch mit seinen Arbeitsgruppen, Werbering, Bürgerverein usw.) um langfristig eine „Selbststeuerung“ der Stadtteilentwicklung zu erreichen. Die von allen Stadtteilakteuren als besonders belastend empfundene Verkehrssituation auf der Friedrich-Ebert-Straße, der Hauptverkehrsachse Beecks, wurde im Jahr 2010 verbessert. Neben dieser Maßnahme konnten durch eine Vielzahl von kleineren Verkehrsberuhigungsmaßnahmen attraktive Akzente im öffentlichen Verkehrsraum gesetzt werden, ohne das funktionierende Miteinander aller Verkehrsteilnehmer zu beeinträchtigen. Als Schlüsselprojekt für die Verstetigung und den weiteren Aufbau von Netzwerken im Stadtteil galt die Errichtung eines Bürger- und Kulturzentrums im „Oberhof“ (historisches, für die Stadtteilidentität bedeutsames Gebäude von 1665). Dies ging auf eine Projektidee des Runden Tisches zurück.
Das Grüngürtelprojekt
Beeck war auch Teil des umfangreichen Stadtentwicklungsprojektes „Grüngürtel Duisburg-Nord“, das in den Stadtteilen Bruckhausen, Marxloh und Beeck umgesetzt wurde. Ziel war es, die Industrienahtlage an den Thyssenstandorten zu entzerren, die städtebaulich-räumliche Situation zu verbessern und die Ortsrandlage abzurunden. Auch sollte ein qualitativ hochwertiger Grün- und Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung geschaffen werden und zugleich das Biotopverbundsystem Duisburg Nord und der Emscher Landschaftspark West/Regionale Grünzug mit Anschluss an die Grünflächen im Schwelgernstadion fortgeführt werden.
Am 18.09.2006 fasste der Rat der Stadt Duisburg den Beschluss zur Vorbereitenden Untersuchungen für das Sanierungsverfahren Duisburg-Nord in den Ortsteilen Bruckhausen/Beeck. Im Mai 2014 erfolgte der Beginn des Baus des Landschaftsbauwerkes Grüngürtel und konnte nach letztendlich nur 16 Monaten Bauzeit abgeschlossen werden. Auf dem 84.000 Quadratmeter großen Gelände entstanden eine Abschottung zu den Lärmemissionen, modellierte Wiesen- und Spielflächen, mit Sitzmöglichkeiten und Aussichtsplattformen sowie zahlreichen Spiel- und Fitnessgeräte wie zum Beispiel ein Kletterturm mit Kletternetzen, Balken-Schaukeln oder ein Trampolin, aber auch ein Fitnessparcours und Grillbereiche. Die Wege wurden barrierefrei gestaltet und mit Ruhebereichen sowie mit Leuchten ausgestattet.
Für den neu entstandenen Grün- und Freizeitbereich zwischen Marxloh und Beeck wurden insgesamt etwa 170 Gebäude, davon 27 in Beeck abgebrochen. Durch die Bürgerbeteiligung wurde der Abriss von leerstehenden Wohngebäuden nicht als Zerstörung des eigenen Lebensumfeldes erlebt, sondern als Chance für eine positive Entwicklung des Stadtteils begriffen.
Kennzeichen des Planungsprozesses (und Voraussetzung für das Gelingen des Gesamtvorhabens) war eine enge und kontinuierliche Bürgerbeteiligung. Dies gewährleisteten der Sanierungsbeirat, die Begleitung durch Stadtteilbüros in den Stadtteilen, die Zusammenarbeit mit Akteuren, bürgerschaftlichen Foren und den Bewohnern und Bewohnerinnen vor Ort, Bürgerworkshops in der Anfangsphase im Jahr 2009 zur Gestaltung der Parkfläche, aber auch eine gemeinsame Pflanzaktion, in der 10.000 Blumenzwiebeln eingepflanzt wurden. Dadurch erlebten die Betroffenen sich als Beteiligte des Veränderungsprozesses, denn sie konnten ihr Lebensumfeld aktiv mitgestalten.
Neun Jahre nach den ersten Überlegungen, Planung, des hitzigen Wettstreites um Ankauf, Abriss, Rückbau und Neubau wurde der erste Bauabschnitt des Grüngürtels beendet und die Eröffnung des „Parks an der Entenstraße“ in Marxloh am 26. August 2015 mit einem großen Volksfest gefeiert. Nicht ganz ein Jahr später, fand am 14. Mai 2016 die offizielle Eröffnung des neuen „Parks vor der Haustür“ in Bruckhausen mit einem großen Bürgerfest statt.
Die Kosten für die Gesamtmaßnahme Grüngürtel Duisburg-Nord (u.a. Erwerb und Rückbau, Errichtung des Grüngürtels sowie Sozialplan und Stabilisierung der Ortsteilstrukturen) einschließlich der Sanierungsmaßnahmen in Bruckhausen/Beeck betragen 71,9 Mio. Euro. Die Finanzierung erfolgte durch Zuwendungen von ThyssenKrupp Steel Europe AG in Höhe von 35,9 Mio. Euro und Fördermittel des Landes/der EU in Höhe von 36,0 Mio. Euro, aus den Programmen Stadtumbau West und Soziale Stadt.
Die Steuerung der Erneuerungsaktivitäten erfolgt in Duisburg seit 1999 zentral durch die EG DU Entwicklungsgesellschaft Duisburg mbH, deren Gesellschafter zu je 50 % die städtische Wohnungsgesellschaft GEBAG und die die Bürgerstiftung Duisburg gAG sind.
Das der EG DU angeschlossene Stadtteilbüro vor Ort nahm als „Sprachrohr der Bürgerschaft“ Anregungen und Beschwerden entgegen und verschaffte den Bürgern Gehör. Das Stadtteilmanagement vermittelte Kooperationspartner und begleitete und unterstützte die Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen und Projekten. Durch den Runden Tisch, der durchschnittlich etwa 6-mal im Jahr mit jeweils ca. 50 - 60 Teilnehmern tagte, nahmen die Stadtteilbewohner aktiv am Aufwertungsprozess teil. Bis heute finden regelmäßige Treffen des Runden Tisch Beeck und seinen Arbeitskreisen statt (2-4X jährlich).
Mit der Aufnahme in das Programm „Sozialen Stadt“ wurde ein Stadtteilausschuss analog der anderen Quartiere eingerichtet. Vertreter aus dem Aufsichtsrat der EG DU, der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck und des Runden Tisches bildeten den Stadtteilausschuss und entschieden über wichtige Fragen der Stadtteilentwicklung und Anträge zum Verfügungsfonds.
Einige der Funktionen des Stadtteilmanagement werden durch das „Netzwerk Oberhof e.V.“ weitergeführt.
Eröffnung des Stadtteilbüros.
Erste kleinere Projekte zur Verschönerung des Wohnumfeldes werden durchgeführt.
Gründung des Stadtteilausschusses Beeck, bestehend aus 7 Mitgliedern, davon sind 4 Vertreter von der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck und 2 durch den Aufsichtsrat der EG DU entsandt. 1 Mitglied ist der/die Sprecher(in) des Runden Tisches Beeck.
Gründung des Runden Tisches Beeck. An den Sitzungen nehmen Interessierte aus Vereinen, Institutionen oder auch andere Personen teil. Bis jetzt wurden die Arbeitskreise Schulen/Kindergärten, Wohnen/Wohnumfeld, Kunst/Kultur und Sport gegründet. In Planung ist ein Arbeitskreis Senioren.
Interkulturelles Stadtteilfest auf dem Beecker Marktplatz
Eröffnung einer Boulebahn im Lehnhofpark
Erstellung des „Integrierten Handlungsprogramms für die Stadtteilentwicklung Duisburg- Beeck“
Bildung des Arbeitskreises Senioren
Beteiligung an der „Offensive für ein sauberes Duisburg“ mit mehr als 500 Teilnehmern
Beteiligung an der Entwicklung des Großprojektes „Grüngürtel Duisburg-Nord“
Umnutzung des ehem. Kath. Kindergartens zu einem „Künstler- und Recyclinghof“
Durchführung des Projektes Jobstarter „Ausbilden im Stadtteil“ in dessen Rahmen mehr als 10 Beecker Jugendliche in ein Ausbildungsverhältnis vermittelt werden konnten
Gründung des „Netzwerks Oberhof e.V.“
Neubau von 2 Mehrfamilienhäusern mit je 16 barrierefreien/ behindertengerechten Wohneinheiten
Neubau eines Ärztepavillons zur medizinischen Grundversorgung (Polyklinikcharakter)
Energetische Wohngebäudesanierung entlang der Friedrich-Ebert-Straße
Aufnahme der Beecker Grundschulen ins MUSE-Programm
Bau einer geschlossen Spiel- und Freizeitfläche in Kooperation mit SJD – Die Falken
„Netzwerk Oberhof e.V.“, als Trägerverein im Oberhof, nimmt seine Arbeit auf.
Zweiter „Zukunftsdialog Beeck“ zur Verstetigung von Duisburg-Beeck
Beginn der Versteigungsphase
Beeck wurde 2012 in einen Verstetigungsprozess des Handlungsprogramms der Stadtteilentwicklung überführt. Im September 2011 wurde ein erstes Forums „Zukunftsdialog Beeck“ zur Verstetigung in Duisburg Beeck durchgeführt. Ein zweiter „Zukunftsdialog Beeck“ fand im Februar 2012 statt.
Hierbei spielte die nachhaltige Sicherung des Erreichten eine zentrale Rolle:
- Die Maßnahmen im Bereich Städtebau und Verkehr/Wohnen/Wohnumfeld sind weitestgehend abgeschlossen.
- Im Bereich Lokale Ökonomie/Arbeitsmarkt werden u. a. über das Programm „Stärken vor Ort“ weitere flankierende niederschwellige Arbeitsmarktmaßnahmen installiert.
- Die sozialen Projekte und Infrastruktureinrichtungen müssen weiter gestützt und begleitet werden
- Das Projekt „Oberhof“ muss kurzfristig realisiert werden.
- Die sozialen Netzwerke werden auch zukünftig feste Ansprechpartner und Beratung sowie Unterstützung benötigen.
- Der Werbering muss in seinem generationswechsel-bedingten Umbruch intensiv begleitet werden.
- Die Teilhabechancen von Migranten am Stadtteilleben müssen in allen Bereichen weiter gestärkt werden.
2009 wurde das Integrierte Handlungsprogramm für die Stadtteilentwicklung Beeck um Handlungsansätze zur Verbesserung der Situation in dem benachbarten Stadtteil Laar erweitert. Dieses Handlungskonzept wurde auf der Grundlage der Erfahrungen einer 5-jährigen Arbeit der Stadt Duisburg mit Unterstützung durch die EG DU in Laar entwickelt. Es wurde von den unterschiedlichen Fachämtern der Verwaltung, den Stadtteilbüros vor Ort, den Wohlfahrtsverbänden und der EG DU erarbeitet.
2012 lief der Förderlaufzeit im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ aus. Nach 2012 gelang es, weitere Mittel aus dem Projekt Grüngürtel Duisburg-Nord in begrenztem Maße zur weiteren Stabilisierung des Stadtteils einzusetzen.
Seit Ende des Jahres 2011 ist das „Netzwerk Oberhof e.V.“ aktiv, das bereits in 2007 gegründet wurde, als Trägerverein im Oberhof. Der Verein will dazu beitragen, durch die Nutzung des Oberhofes als Bürger- und Kulturzentrum die Kommunikationsstrukturen der Stadtteilakteure zu verbessern und sie durch die verschiedenen Aktivitäten zu einem großen Netzwerk zusammenzuführen. Im Rahmen der Stadtteilarbeit erhielt das Netzwerk Oberhof e.V. auch eine professionelle Organisations- und Wirtschaftlichkeitsberatung durch das Projekt „start.klar“ aus Dortmund und der EG DU, um gut in die Rolle hineinzuwachsen.
Der Runde Tisch Beeck existierte noch immer und tritt zweimal im Jahr im Frühjahr und Herbst zusammen.
Der „Arbeitskreis Historisches Beeck“ ist weiter tätig und engagiert sich in Kulturarbeit im Stadtteil. Der Runde Tisch und der AK historisches Beeck sind an das Netzwerk Oberhof angegliedert. Auch der
Arbeitskreise Kinder und Schule ist weiter tätig. Er wird von Schulleitung der katholischen Fährmann Grundschule betreut.
Wiebke Claussen
EG DU Entwicklungsgesellschaft
Duisburg mbH
Willy-Brandt-Ring 44
47169 Duisburg
Telefon: +49 (0)203 99429-40
Fax: +49 (0)203 99429-11
E-Mail: wclaussen@eg-du.de
Website: www.eg-du.de
Weitere wichtige Partner:
Runder Tisch
Netzwerk Oberhof e.V.
Netzwerk Oberhof e.V.
Wilma Hohmann, Vorsitzende
Geschäftsstelle:
Friedrich-Ebert-Str. 364
47139 Duisburg
Telefon: 0203 / 98 40 86 32
Ansprechpartner:
Manfred Koschabek
m.koschabek@netzwerk-oberhof.de
https://www.vdubv.de/b%C3%BCrgervereine/beeck/