Essen MITTE/OST (Stadtkern, Ostviertel, Südostviertel)
Das Fördergebiet MITTE/OST besteht aus den drei Stadtteilen Stadtkern, Ostviertel und Südostviertel. Hier leben auf einer Fläche von insgesamt ca. 370 ha knapp 22.000 Menschen.
Stadtkern
Als Zentrum der Stadt Essen erfüllt der Stadtkern z. B. als Ankommens- und Abreiseort, Einkaufsmöglichkeit, Verkehrsknotenpunkt oder auch als Ort der Bildung und Kultur eine Vielzahl von Funktionen. Und auch als Wohnstandort für ca. 4.000 Essenerinnen und Essener und als Arbeitsplatz spielt die Innenstadt eine wichtige Rolle. Ist der südliche Teil oft durch eine hohe Fluktuation entlang der zentralen Einkaufslagen an der Kettwiger und Limbecker Straße gekennzeichnet, steht dem die nördliche City als Wohnstandort und Ort der Kreativität gegenüber. Mit diesem Mix aus unterschiedlichsten Nutzungen und Ansprüchen unterliegt der Stadtkern nach wie vor einem ständigen Wandel, der häufig mit sich ändernden Herausforderungen verbunden ist. Der in den 1970er Jahren geprägte Begriff der Einkaufsstadt scheint heutzutage zu eindimensional, um den Anforderungen der Essener Bevölkerung an das Stadtzentrum hinsichtlich der Gestaltung und Aufenthaltsqualität, der Infrastruktur, oder auch des kulturellen Angebotes zu genügen. Hinzu kommen teilweise gewerblicher Leerstand, ein sich ändernder Mobilitätsmix sowie ein verändertes Kauf- und Freizeitverhalten, um nur einige Punkte zu nennen.
Eine zukunftsfähige Gestaltung und Entwicklung des Essener Stadtkerns erscheint vor diesem Hintergrund notwendig und die bereits erfolgten Umgestaltungen der vergangenen Jahre müssen durch weitere Handlungsansätze und Maßnahmen gezielt unterstützt und gefördert werden. Ziel ist es, die negativen Tendenzen zu verringern und die positiven Entwicklungen und Umgestaltungen der letzten Jahre und die damit einhergehenden positiven Veränderungen in der Innenstadt gezielt zu unterstützen und zu fördern.
Ostviertel
Das Ostviertel (rund 7.100 EW) ist im westlichen Teil, angrenzend zum Stadtkern, von Wohnnutzungen in dichter Blockrandbebauung geprägt. Demgegenüber sind im überwiegenden Bereich des Ostviertels gewerblich-industrielle Nutzungen vorzufinden.
Südostviertel
Das Südostviertel besitzt mit 12.900 Einwohnerinnen und Einwohnern auf 0,97 km² die höchste Einwohnerdichte im gesamten Essener Stadtgebiet. Der überwiegende Teil des Südostviertels wird von Wohnbebauung dominiert, die größtenteils in dichter Blockbauweise vorzufinden ist. Nördlich und westlich wird er durch Eisenbahngleise eingegrenzt, mitten durch den Stadtteil verläuft die Bundesautobahn 40 (BAB 40), welche den Stadtteil in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt teilt.
Das Fördergebiet MITTE/OST ist geprägt durch eine heterogene Bevölkerungsstruktur mit überdurchschnittlich vielen kinderreichen Familien, einem hohen Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund und auch vielen Alleinerziehenden. Zudem liegt der Anteil der 18 bis 44 Jährigen um ca. 15 % höher als in der Gesamtstadt. Die Arbeitslosigkeit liegt gesamtstädtisch bei 8% der Frauen und 10% der Männer, in MITTE/OST liegen die Werte zwischen 12% und 16%. Darüber hinaus ist die Arbeitslosigkeit unter der nichtdeutschen Bevölkerung wesentlich höher als unter der deutschen Bevölkerung. Hinzu kommt, dass der Anteil der Personen mit Bezug von Leistungen zur Existenzsicherung in allen Altersklassen überdurchschnittlich hoch ist. Gravierende Unterschiede zur Gesamtstadt sind bei den Minderjährigen erkennbar, 61% der unter 18-Jährigen sind abhängig von Transferleistungen. In Essen sind es in derselben Altersklasse gerade einmal 34%. Der Stadtkern bildet die Spitze mit 70% minderjährigen Bezugsempfängerinnen und -empfängern, im Südostviertel sind es 58%.
Wesentliche Herausforderungen in den Stadtteilen Stadtkern, Ostviertel und Südostviertel ergeben sich aus der Qualifizierung des öffentlichen Raumes und der Parkanlagen zu Begegnungsräumen, der Integration von Geflüchteten und der Bekämpfung von Kinderarmut.
Das vom Rat der Stadt Essen im Jahr 2018 beschlossene „Integrierte Entwicklungskonzept Soziale Stadt Essen MITTE/OST“ (IEK Essen MITTE/OST) verfolgt das Ziel, einen korrigierenden Einfluss auf Fehlentwicklungen in den Stadtteilen Stadtkern, Ostviertel und Südostviertel zu nehmen und im Rahmen einer integrierten Herangehensweise Maßnahmen zur Stabilisierung und Aufwertung umzusetzen. Es bezieht sich auf das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept zum Förderaufruf „Starke Quartiere – starke Menschen“ (INSEK SQsM), welches ebenfalls im Jahr 2018 vom Rat der Stadt beschlossen wurde.
Im Stadtkern wurden bereits im Rahmen des Sanierungsverfahrens „Essener Innenstadt“ zahlreiche bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des öffentlichen Raums umgesetzt: Der Stadtkern wurde verkehrsberuhigt, Plätze wurden vom ruhenden Verkehr befreit (z. B. Salzmarkt, Theaterplatz) und umgestaltet (z. B. Burgplatz, Kennedyplatz) sowie Gebäude ertüchtigt (z. B. Alte Synagoge, Lichtburg).
Trotz der erfolgreichen Sanierung prägt den Stadtkern das Nebeneinander von gut funktionierenden Bereichen ohne nennenswerten Handlungsdruck und den Bereichen, die in den vergangenen Jahren verstärkten Entwertungsprozessen ausgesetzt waren. So besteht kleinräumig weiterer Bedarf zur baulichen Aufwertung des öffentlichen Raumes. Im nördlichen Stadtkern, Ostviertel und Südostviertel sind neue Handlungsbedarfe entstanden, die integrierte Lösungsansätze erfordern.
Das IEK MITTE/OST gibt fünf wesentliche Handlungsfelder vor:
Prävention
Im Fördergebiet MITTE/OST sollen durch präventives Handeln insbesondere Familien mit ihren Kindern und Jugendlichen erweitere Zugänge zu den ansässigen Bildungs-, Betreuungs-, Kultur- und Unterstützungsangeboten ermöglicht werden. Wichtig ist ein reflektierter Umgang mit dem Begriff der Prävention, der sich der Möglichkeiten und Grenzen bewusst ist und konsequent an einer von Respekt getragenen, ressourcenorientierten Haltung auszurichten hat. Die Ausrichtung an Prävention hat zum Ziel, Bedingungen zu schaffen, in denen Schutzfaktoren und Ressourcen von Menschen gestärkt und Risikofaktoren zurückgedrängt werden.
Beschäftigung
Der Eingliederung arbeitsloser Personen in den Arbeitsmarkt mittels gebietsbezogener Maßnahmen der Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und Ausbildungspolitik sowie der Begleitung von Jugendlichen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung kommen zur Erreichung des Ziels, soziale und räumliche Polarisierung zu vermeiden, eine besondere Bedeutung zu. Auf diese Weise können Menschen in Ausbildung und Arbeit gebracht und gleichzeitig die in den Stadtteilen vorhandenen Problemimmobilien wiederhergestellt werden.
Städtebau und Multifunktionalität
In diesem Handlungsfeld steht die Schaffung von Begegnungsorten im Vordergrund, so sollen Stadtplätze aufgewertet und Freiflächen entsprechend der Nutzungsansprüche qualifiziert werden. Zudem soll im öffentlichen Raum zu Bewegung angeregt und Spielplätze für Bewegungsangebote in den Blick genommen werden. Insgesamt sollen so multifunktionale Quartiere und eine leistungs- und zukunftsfähige Infrastruktur geschaffen werden.
Umwelt und Klima
Im Kontext der Klimaanpassung gilt es, ökologische Mängel punktuell zu beseitigen und zu einer ökologischen Revitalisierung bestehender Grünflächen in belasteten Straßenräumen beizutragen. Dadurch können auch positive Wirkungen auf benachbarte Themenbereiche wie Wohnen und Wohnumfeldgestaltung erzielt werden und eine gesamtheitliche Attraktivitätssteigerung bewirken. Gleichzeitig gilt es, insbesondere in verkehrsbelasteten Gebieten, die oftmals überdurchschnittlich viele mobilitätseingeschränkte Personen beheimaten, die Nahmobilität und den Umweltverbund zu stärken um sichere, schnelle und kostengünstige Alternativen zum Auto anbieten zu können.
Querschnittsthemen Netzwerke, Kooperationen, Engagement und Bürgerdialog
In den drei Stadtteilen bedarf es zur Stärkung des Bürgerengagements einer gezielten Unterstützung mithilfe besonderer Strukturen der Bürgerbeteiligung und Selbstorganisation, welche im Regelfall durch die Öffentlichkeit angestoßen und dauerhaft begleitet werden sollen. Durch die Beteiligung und Aktivierung bislang nicht „erreichbarer“ Bevölkerungsgruppen sollen vorherrschende Entkoppelungs- und Entfremdungsprozesse vermindert und die Mitverantwortung und Eigeninitiative der Individuen gestärkt werden. Langfristig sollen die etablierten Strukturen im Rahmen einer Verstetigung möglichst selbstständig von den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie weiteren Akteuren aus der Wirtschaft und den Institutionen in den Stadtteilen getragen werden.
Das Integrierte Entwicklungskonzept Soziale Stadt Essen MITTE/OST wurde federführend vom Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement und in enger Kooperation mit zahlreichen Fachbereichen der Stadtverwaltung erarbeitet und 2018 vom Rat der Stadt Essen beschlossen. Die enthaltenen Maßnahmen wurden von einer Vielzahl von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren erarbeitet. Zur Einbindung der Schlüsselakteure vor Ort fanden „Quartiersworkshops (QW)“ innerhalb des Fördergebietes statt. Im Rahmen dessen wurde intensiv an Konzeptinhalten und Maßnahmen gearbeitet. Der Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestand aus Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, Externen sowie politischen Mitglieder der Bezirksvertretungen.
Zum Stadterneuerungsprogramm 2020 wurden erste Maßnahmen wie beispielsweise das Quartiermanagement, der Verfügungsfonds sowie das Hof- und Fassadenprogramm beim Land Nordrhein-Westfalen beantragt. Darüber hinaus werden Maßnahmen beantragt und umgesetzt, die über den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert werden.
Für die Maßnahmen „Umgestaltung Waldthausenpark“, „ Umgestaltung Elisenplatz“ und „Ökologische Revitalisierung des Straßenbegleitgrüns“ liegen schon Förderbescheide vor, sodass die Umsetzung in diesem Jahr beginnen kann.
Natalja Futorjan
Stadt Essen
Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement
68-3-5 Stadtteilentwicklung: Integriertes Entwicklungskonzept (IEK) MITTE/OST
Lindenallee 6-8
45127 Essen
Tel.: 0201 88-68352
E-Mail: natalja.futorjan@amt68.essen.de