Castrop-Rauxel-Habinghorst (von 2011 bis 2017)
Im Programmgebiet „Soziale Stadt Habinghorst“ leben rd. 5.000 Menschen unterschiedlichster sozialer und ethnischer Herkunft. Das Gebiet gehört zum Stadtteil Habinghorst und wird im Wesentlichen durch die Römerstraße im Norden und den Deininghauser Bach im Süden begrenzt. Die Bundesstraße B 235 zerschneidet das rd. 106 ha große Programmgebiet vertikal.
Die Lange Straße bildet die räumliche und funktionale Mitte des Stadtteils und ist damit wichtiger Ausgangspunkt für Aufwertungsmaßnahmen. Städtebaulich wie funktional waren deutliche Trading-down-Prozesse zu erkennen. Das Nahversorgungszentrum erfüllte nur zum Teil seine Versorgungsfunktion. Neben der Funktion als Wohnstadtteil, mit zum Teil veraltetem Wohnungsbestand und hohem Sanierungsbedarf, ist Habinghorst ein bedeutender Bildungsstandort. Ein Berufskolleg, eine Realschule und eine Grundschule befinden sich zentral im Programmgebiet.
Habinghorst ist multikulturell geprägt. Bei einer für Castrop-Rauxel relativ hohen Bevölkerungsdichte leben hier mehr als 40 Nationalitäten nah beieinander. Der Ausländeranteil ist mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtstadt. Konfliktpotenzial liegt in den unterschiedlichen Kulturen sowie in den Gegensatzpaaren „jung und ausländisch“ gegenüber „alt und deutsch“ sowie in allgemein sozial benachteiligen Gruppen der Gesellschaft.
Das 2009 erarbeitete „Integrierte Handlungskonzept Habinghorst“ (IHK) bildete die Grundlage für die Arbeit im Stadtteil für die Jahre 2010 bis 2017: Ziel war es, gemeinsam mit Bürgerschaft, Vereinen, Verbänden und Initiativen Maßnahmen und Projekte zur Stabilisierung und Sicherung des Stadtteiles auf den Weg zu bringen.
Die Strategie des „Integrierten Handlungskonzeptes Habinghorst“ zielte zum einen darauf ab, das Bild des Stadtteils positiv zu gestalten; zum anderen ging es darum, die vorhandenen Entwicklungspotenziale für eine Stabilisierung zu nutzen.
Die Entwicklungspotenziale des Quartiers wurden folgendermaßen definiert:
- hohe Bedeutung der Lange Straße als räumliche und funktionale Mitte von Habinghorst; hohe Identifikation mit der Lange Straße,
- Orientierung des Stadtteils auf die großzügigen Grün- und Freiräume in Richtung Deininghauser Bachtal,
- homogene Struktur der Wohnquartiere im nördlichen Teil mit ihren grünen Innenbereichen,
- Funktion als bedeutender Bildungsstandort,
- multikulturelle Vielfalt,
- bestehende Initiativen (Inwerb, Save the planet e.V., Habinghorst e. V., Generationencafé e. V.)
- Auf Grundlage regelmäßiger Evaluationen wurde das IHK regelmäßig fortgeschrieben. Die Förderung endete 2017
Das „Integrierte Handlungskonzept Habinghorst“ wurde in mehrstufigen, kooperativen Verfahren unter Beteiligung der betreffenden Fachbereiche der Stadt Castrop-Rauxel, von Vereinen und Institutionen sowie Bürgerinnen und Bürgern des Stadtteils aufgestellt.
Die Federführung bzw. Gesamtkoordination des Projektes lag bei der Stadt Castrop-Rauxel, Bereich Stadtentwicklung. Die Stadt war verantwortlich für die Steuerung der kommunalen Ressourcen, die Gesamtprojektsteuerung und die Umsetzung des Integrierten Handlungskonzeptes einschließlich Finanzplanung, Berichtswesen, etc.
Für die operativ-koordinierende Arbeit vor Ort wurde ein Stadtteilbüro eingerichtet. Zentrale Aufgaben waren die horizontale Vernetzung, die Unterstützung der Projektkoordination bei der Steuerung des Gesamtprozesses und die Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren. Als Anlaufstelle für Bewohnerinnen und Bewohner trug das Büro zur Aktivierung der Bevölkerung bei. Es unterstütze bei Verfügungsfondsanträgen, koordinierte die Bürgerbeteiligung bei baulichen Maßnahmen und bot den Bürgern durch regelmäßige Öffnungszeiten einen verlässlichen Ansprechpartner. Neben der Akquisition von Drittmitteln war auch die Öffentlichkeitsarbeit Teil der Arbeit.
Des Weiteren wurde ein Stadtteilbeirat, der sich aus Bürgervertretenden, Themenvertretenden und Parteivertretenden zusammensetzte, eingerichtet. Er fungierte als Schnittstelle zwischen Politik und Stadtteil und regte durch seine öffentliche Arbeitsweise den Informationsaustausch, die Meinungsbildung und die Aktivierung von Projektideen an. Nicht zuletzt entschied er über die Mittel des Stadtteilfonds (Verfügungsfonds), mit denen engagierte Bürger kleinteilige Maßnahmen/Ideen umsetzen konnten.
Aus dem Stadtteilbeirat haben sich mehrere Arbeitskreise nach Interessenschwerpunkten gebildet, die sich eigenständig treffen, um Themen vertieft zu diskutieren und Projekte zu entwickeln.
Folgende Ankerprojekte wurden bis Ende 2017 umgesetzt:
- die „neue“ Lange Straße mit Umgestaltung und neuem Lichtkonzept,
- das Stadtteilbüro in der Lange Straße,
- Haus der Begegnungen (HadeBe) in der Lange Straße,
- die grün-orientierte Achse Habinghorst,
- der Skate-Park,
- die Umgestaltung Schulhof Fridtjof-Nansen-Realschule,
- der Internationale Bürgergarten,
- der Spielort Oskarstraße,
- der Seniorengarten Kampstraße,
- die Umgestaltung Schulhof Erich-Kästner-Schule
- der Stadtteilbeirat sowie
- der Verfügungsfonds als bürgeraktivierendes Instrument sowie daraus umgesetzte Maßnahmen.
Zur Verstetigung des Projektes Soziale Stadt Habinghorst wurde auf Wunsch des Stadtteilbeirates Anfang 2015 ein Bürgerverein „Habinghorst e.V.“ gegründet. Eines der wesentlichen Ziele des Vereins ist es, die Arbeit des Stadtteilbeirates als eine Art Stadtteilparlament über 2017 hinaus fortzusetzen. Hier sollen Kooperationen initiiert, Themen diskutiert und Beschlüsse an die Stadtverwaltung herangetragen werden. Neben dieser Schnittstellenfunktion sind die Belebung des Stadtteils, die Schaffung eines „Wir-Gefühls“, die Erhöhung der Identifikation mit dem Stadtteil, sowie die Vernetzung der Habinghorster Vereine, Unternehmen und Organisationen ein zentrales Anliegen des Vereins. Dies soll einerseits über Veranstaltungen mit kulturellem Hintergrund, andererseits durch gezielte Aktionen im Stadtteil erfolgen.
Der Stadtteil hat baulich und städtebaulich eine deutliche Aufwertung durch das Programm Soziale Stadt erfahren, steht aber nach wie vor vor großen Herausforderungen. Auch nach dem Auslaufen der Förderung ist eine intensive Unterstützung des Stadtteils notwendig. Die Stadt kommt dem zurzeit über die Einsetzung einer „Quartiers-Kümmererin“ nach, allerdings mit sehr geringem Stundenvolumen.
Das „Haus der Begegnung“ kann ebenfalls aus städtischen Mittel weiterhin zu Verfügung gestellt werden.
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