Hagen Wehringhausen
Wehringhausen ist ein Stadtteil von Hagen und zählt zum Stadtbezirk Hagen-Mitte. Er grenzt an die westliche Innenstadt. Nördlich vom Stadtteil befindet sich unmittelbar der Hagener Hauptbahnhof, der fußläufig zu erreichen ist. Im Süden und Südosten liegt der ausgedehnte Stadtwald, der vielen Bewohnerinnen und Bewohnern als Erholungsraum dient. Im Nordwesten fließt die Ennepe durch den Stadtteil.
Die Wehringhauser Straße / B7, die neue Bahnhofshinterfahrung im Norden und die Eugen-Richter-Straße / Buscheystraße im Süden sind wichtige Hauptverkehrsstrecken, auf denen sich täglich viele Pendlerinnen und Pendler in Ost-West-Richtung durch Wehringhausen bewegen. Die Lange Straße, an der sich eine große Anzahl von Fachgeschäften und Händlern niedergelassen hat, führt ebenfalls von Westen nach Osten zentral durch den Stadtteil. Sie erschließt auf Höhe des Wilhelmsplatzes einen lebendigen zentralen Versorgungsbereich. Der architektonische Blick trifft im Stadtteil „mit dem besonderen Flair“ auf viele gründerzeitliche Wohnhäuser, die z.T. unter Denkmalschutz stehen.
Die kulturelle Vielfalt in Wehringhausen ist einzigartig. Eine Vielzahl von (sozio)kulturellen und künstlerischen Einrichtungen prägt das Bild des Stadtteils und trägt zu einer besonderen Atmosphäre bei. Die Multikulturalität in Wehringhausen stellt sich als große Stärke und Herausforderung heraus. Diese Vielfalt führt zu einem lebendigen Nutzen des urbanen Umfeldes und der öffentliche Raum erhält als Ort der Begegnung seine ganz besondere Rolle.
Das Angebot des Kulturzentrums Pelmke gilt als eines der besten im gesamtstädtischen Vergleich. Neben Konzerten und Veranstaltungen für alle Altersklassen gibt es sozialintegrative Angebote, das Programmkino Babylon sowie ein Café. Die Kinder- und Jugendeinrichtungen wie das Paulazzo und SJD-Die Falken sind besonders für Kinder und Jugendliche attraktiv und mit ihren zahlreichen Freizeitangeboten besonders wichtig.
Der berühmte Maler Emil Schumacher, Mitbegründer der abstrakten Kunst in Deutschland, hatte in der Bleichstraße in Wehringhausen ein Atelier und sein Wohnhaus. Er gehört neben Nena und der Rockband Extrabreit zu den berühmt gewordenen Persönlichkeiten, die hier ihre Wurzeln haben. Schumacher beschrieb Wehringhausen einmal mit den Worten:
„Die Leute hier, in Hagen, sind mir vertraut. Die Arbeit in der Gegend, in Wehringhausen, inspiriert mich. Der gute Geist, der von diesem Flecken ausgeht, gibt mir Bilder, die ich nur hier malen kann.“
Aktuell erfährt Wehringhausen eine Förderung als anerkanntes „Kreativ.Quartier“ durch Kulturmittel des Landes. Kulturelle Schwerpunkte sind: Musik, StreetArt, Malerei, Soziokultur und Kreativwirtschaft. Mit der Förderung als „Kreativ.Quartier“ werden die vorhandenen Potentiale, die auch im Engagement und in der vorhandenen Identifikation der Akteure vor Ort liegen, gestärkt.
Weitere Stärken von Wehringhausen liegen in dem großen bürgerschaftlichen Engagement und den hervorragenden innenstadtnahen Wohnmöglichkeiten. Viele Akteure – die Bewohnerschaft, Wohnungswirtschaft, Gewerbetreibende, die Händlergemeinschaft, Interessengruppen u. a. – setzen sich für eine Verbesserung der Wohn-, Lebens- und Arbeitsbedingungen im Stadtteil und für eine gute Nachbarschaft ein. Diese Potenziale gilt es zu stärken und weitere Bürgerinnen und Bürger für ein Engagement in ihrem Stadtteil zu motivieren.
Das Umfeld des Bodelschwinghplatzes war in der Vergangenheit in den Augen der Öffentlichkeit stark durch Problemgruppen wie die regionale Drogenszene, Konsumenten von Alkohol und Zugewanderten aus Südosteuropa geprägt. Um dieses Image zu ändern, werden mittels aufsuchender Arbeit alle Interessierten aus dem Quartier zur Nutzung des Platzes angeregt.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts suchen die anwohnenden Bürgerinnen und Bürger im Kontext ihrer Lebenswelt am Bodelschwinghplatz auf, um auf das Spektrum der Bedürfnisse und auf konkrete alltägliche Fragen eingehen zu können. Sie nutzen hierbei die vorhandenen Netzwerke mit verschiedenen Akteuren im Stadtteil.
Es wurde bereits eine erste Situations- und Bedarfsanalyse erstellt, aus der im Folgenden Handlungsvorschläge umzusetzen sind.
Die „Wiederherstell-Bar“ (ein Repair-Café) wird von engagierten Bürgerinnen und Bürgern auf freiwilliger Basis getragen und will ein Zeichen gegen eine sorglose Wegwerf-Gesellschaft setzen. Wertvolle, natürliche und menschliche Ressourcen werden geschont. Gebrauchsgüter bleiben länger nutzbar. Auch die wieder instand gesetzten Gegenstände erhalten eine neue Wertschätzung – statt auf dem Müll zu landen. Zudem teilen Menschen untereinander ihr Wissen über das Reparieren und die Technik dahinter. Laien und Fachleute arbeiten gemeinschaftlich zusammen, geben Hilfe zur Selbsthilfe und regen so zu einem bewussten Konsumverhalten an. Insbesondere aber ist die Wiederherstell-Bar ein Ort der Begegnung, wo sich Menschen aus der Nachbarschaft treffen können. Dies stärkt den lokalen Zusammenhalt und schafft neue Bekanntschaften.
Im Juli 2016 startete das Projekt „Kunst vor Ort“, das von dem gleichnamigen Verein Kunst vor Ort e. V. umgesetzt wird. Das Projekt hat das Ziel, die Kreativität von Kindern und Jugendlichen zu fördern und ihnen das Thema Kunst außerhalb von Museen nahezubringen. Hierzu werden die Kinder und Jugendliche an ihren Aufenthaltsorten aufgesucht. Dies sind vornehmlich der zentrale Wilhelmsplatz und der bereits erwähnte Bodelschwinghplatz. Das Projekt findet in der Regel open air statt. Der Kulturladen auf der Langen Straße dient als Rückzugsort bei schlechten Wetterbedingungen.
Das Projekt „Soziallotse“ bietet eine Beratungs- und Anlaufstelle für alle Menschen im Stadtteil Wehringhausen, die Beratung zu sozialen Fragen benötigen und von Armut bedroht oder betroffen sind. Die Mitarbeitenden des Soziallotsenprojektes bilden eine weitere wichtige und sinnvolle Ergänzung im bestehenden Hilfssystem. Neben dem konkreten Beratungsangebot dient das Büro der Soziallotsen auch als Raum für Austausch, Begegnung und gegenseitige Stärkung. Das Projekt „Soziallotse“ ist ein Projekt des Sozialdienstes katholischer Frauen in Hagen in Kooperation mit der Initiative „Kirche in anderem Licht“ der katholischen Kirchen in Hagen.
Darüber hinaus gibt es, initiiert durch die Integrationsagentur der Diakonie Mark-Ruhr, das im Stadtteilladen stattfindende „Café International“. Das „Café“ ist ein wöchentliches Angebot, dass v. a. EU-Zugewanderte aus Rumänien und Bulgarien anspricht. Haupt- und auch ehrenamtliches Personal unterstützen diese Zielgruppe z. B. bei Fragen zur Mülltrennung (Stadtteilsauberkeit), zur Nachbarschaft und zu sonstigen alltäglichen Problemlagen im Quartier.
Wehringhausen ist ein Mikrokosmos mit all verschiedensten Facetten: Besondere Herausforderungen, besondere Ressourcen, besondere Angebote, besondere Menschen, besondere Chancen – eben ein ganz besonderer Stadtteil!
Der Stadtteil Wehringhausen wurde schon vor Jahren als ein durch seine städtebauliche, strukturelle und soziale Situation stark benachteiligter Stadtteil identifiziert. Seine Herausforderungen sowie auch die Ziele eines notwendigen Erneuerungsprozesses wurden im Jahr 2008 in einem Integrierten Handlungskonzept (IHK) analysiert und bewertet. Auf Basis dieses Konzeptes wurde der Stadtteil Wehringhausen im Jahre 2011 in das Förderprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen. Im Jahr 2017 wurde das Integrierte Handlungskonzept als Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept fortgeschrieben. Beide Konzepte sowie die im Dialog mit der Bevölkerung entwickelten Masterpläne zum Freiraum und Verkehr und ein Spielflächenkonzept dienen als Grundlage für verschiedene städtebauliche und soziale Einzelmaßnahmen im Stadtteil.
Ende 2016 lebten 11.400 Menschen im Programmgebiet der „Sozialen Stadt Wehringhausen“. In Wehringhausen wohnen Menschen, die einerseits eine kulturelle und religiöse Vielfalt, andererseits aber auch extrem schwierige Lebens- und Einkommenssituationen aufweisen.
Eine Herausforderung stellt der Wandel der Bevölkerungsstruktur dar. Die Zuwanderung aus Osteuropa kompensiert zum Teil Abwanderungstendenzen im Stadtteil. Die Zuwanderung konzentriert sich in Bereichen mit vernachlässigter Bausubstanz, die sich insbesondere entlang der ehemals vom Durchgangsverkehr stark belasteten Wehringhauser Straße konzentriert. Insgesamt polarisiert der Stadtteil als Wohnquartier: Während bestimmte Milieus den Stadtteil wegen mangelnder Freiflächen (z. B. für Kinder), der Multikulturalität und Problemen mit der Stadtsauberkeit meiden, schätzen andere an Wehringhausen die kurzen Wege zur Nahversorgung, Innenstadt und Bahnhof sowie das Flair aufgrund der gründerzeitlichen Bebauung und des aktiven Lebens im Stadtteil.
Im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt“ werden in Wehringhausen städtebauliche Maßnahmen zur Stabilisierung und Aufwertung des benachteiligten Quartiers durchgeführt. Das Ziel ist unter Beteiligung der Bevölkerung eine Verbesserung des Wohnumfeldes, den Ausbau der sozialen und kulturellen Infrastruktur und die Förderung von Integration zu erreichen.
Die städtebauliche Erneuerung erfolgt durch verschiedene bauliche Maßnahmen. Dazu gehört z. B. die Umgestaltung von Spielplätzen und Schulhöfen. Bereits realisiert sind die Kinderspielplätze Rehstraße und Pelmkestraße sowie der Rollschuhplatz Dömbergstraße, die in einem aufwändigen Beteiligungsverfahren den Bedürfnissen der Kinder entsprechend geplant wurden. Die neu entstandene Grün- und Freizeitanlage „Bohne“ unterteilt sich in einen Grün- und einen Freizeitbereich. Der Freizeitbereich lockt mit einer großen Pumptrack- und Streetballanlage vor allen Dingen ältere Kinder und Jugendliche.
In die Jahre gekommene Stadtplätze werden neu gestaltet und aufgewertet. Der Bodelschwinghplatz besticht durch seine Einbindung in gründerzeitliche Gebäude und eine historische Brunnenanlage und zeigt sich nach seinem Umbau mit einer klaren Struktur und verschiedenen Funktionsbereichen. Der Wilhelmsplatz im Zentrum Wehringhausen wird ab 2019 umgebaut.
Auch die Verkehrsbereiche des Stadtteils erfahren derzeit eine neue Gestaltung. Barrierefreiheit, neue Fußgängerüberwege und Geschwindigkeitsreduzierung sind hier die Schlagworte.
Diese städtebaulichen Zielsetzungen der „Sozialen Stadt“ werden flankiert durch die genannten sozialen Maßnahmen – das Gesamtpaket trägt zu einer Verbesserung der sozialen Lebensbedingungen unter Bündelung von vielschichtigen öffentlichen und privaten Ressourcen bei.
Dabei werden die vorhandenen Kräfte im Stadtteil zunehmend mobilisiert und stabilisierende Entwicklungen und selbsttragende Prozesse in Gang gebracht.
Konzeptionelle Grundlage ist bis November 2017 das Integrierte Handlungskonzept (IHK), welches 2008 gemeinsam mit der Bewohnerschaft des Stadtteils entstand und fortgeschrieben wurde. Seit November 2017 dient das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) der Sozialen Stadt Wehringhausen als konzeptionelle Grundlage.
Das INSEK wird ergänzt durch themenspezifische Konzepte:
- Masterpläne Freiraum & Verkehr und Mobilität
- Stadtteilkonferenzen samt Dokumentationen</li >
- Workshops zu Umgestaltungen im öffentlichen Raum
- Entwicklungskonzept „Kreativ.Quartier Wehringhausen“ Gesamtstädtisches ISEK
- Konzept zur Integration der Zugewanderten aus Südosteuropa
- (derzeit in politischen Beratung)
Als antragstellende Gemeinde obliegt der Stadt Hagen im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“ die Leitung des Gesamtprogramms. Die Zuständigkeit liegt hier aufgrund der sozialen und städtebaulichen Schwerpunkt im Fachbereich Jugend und Soziales und im Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Bauordnung. Zur Vernetzung aller Akteure, zur Sicherstellung einer ständigen Präsenz im Stadtteil und einer gelebten Bürgernähe und -beteiligung wurde im Jahr 2014 das Quartiersmanagement installiert. Dies besteht aus drei Trägern, dem Caritas Verband Hagen und der Diakonie Mark-Ruhr, die vornehmlich das Thema „Soziales“ als Auftrag haben, sowie der S.T.E.R.N. GmbH, die städtebauliche Themen, die lokale Ökonomie und die Förderung als „Kreativ.Quartier“ bearbeiten. Das Quartiersmanagement als Ganzes handelt integriert und versucht städtebauliche Maßnahmen mit sozial flankierenden Projekten zu begleiten. Typische Querschnittsprojekte sind z. B. Verfügungsfondsprojekte.
Über die projektrelevanten Maßnahmen entscheidet die Bezirksvertretung Mitte der Stadt Hagen. Der eigens eingesetzte Lenkungskreis der „Sozialen Stadt Wehringhausen“ hat beratende Funktion und dient als Informations-Multiplikator und Forum für vorbereitende Diskussionen. Er tagt viermal jährlich, die Organisation obliegt dem Quartiersmanagement.
Ergänzend dazu organisiert das Quartiersmanagement weitere akteursspezifische Treffen oder ist bei solchen ständiger Gast oder Partner: Eigentümerstammtisch, „L(i)ebenswertes Wehringhausen“, Händlergemeinschaft „Wir in Wehringhausen e. V. und Runder Tisch Wehringhausen. Darüber hinaus existieren weitere Kooperationen und zahlreiche Kontakte zu beinahe sämtlichen Aktiven im Stadtteil. Vereinte Kräfte tragen dazu bei, dass im Rahmen der „Sozialen Stadt Wehringhausen“ immer wieder neue Aufgaben gemeistert und neue Ziele erreicht werden.
Stadtverwaltung
Natalia Keller
Tanja Körfer
Stadt Hagen
Fachbereich Jugend und Soziales
Berliner Platz 22
58089 Hagen
Tel.: 02331 207–3608
Quartiersmanagement
Quartiersmanagement Wehringhausen
Lange Straße 22
58089 Hagen
E-Mail: team@qm-wehringhausen.de
Telefon: 02331 – 3 73 52 66
Fax: 02331 – 3 73 52 68