Hamm Weststadt
Die Hammer Weststadt umfasst ein innenstadtnahes Quartier, das zum einen geprägt ist durch Gewerbe- und Industrieflächen, einen gründerzeitlichen Wohnungsbestand und Siedlungsbereiche aus den 1950er und 1960er Jahren. Die Wilhelmstraße als markante Magistrale, die geprägt ist von Funktionsverlusten, durchzieht den Stadtteil in ost-westlicher Richtung.
Auf einer Fläche von ca. sechs km² wohnen im Gebiet ca. 18.100 Menschen, darunter ein hoher Anteil an Kindern und Jugendlichen. Zudem wird zukünftig auch der Anteil der Menschen über 60 Jahren Handlungsbedarf ergeben. Die hohe Fluktuation der Bevölkerung zeigt, dass der Sozialraum als „Ankommensstadtteil“ fungiert. Neuankömmlinge lassen sich hier nieder, bauen eine Existenz auf, finden Arbeit und verlassen den Stadtteil, sobald sie dazu wirtschaftlich in der Lage sind. Vor Ort verbleiben überwiegend Familien mit geringem Einkommen und zusätzlich folgen weitere Neuankömmlinge, zum größten Teil mit Migrationshintergrund. Um diesen Kreislauf zu unterbrechen und sozialverträglich zu gestalten, bedarf es Unterstützung in baulicher, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht.
Zusammenfassend stehen in der Weststadt folgende Handlungsfelder im Fokus:
- Städtebauliche Entwicklung
- Bildung
- Wirtschaftliche Entwicklung / lokale Ökonomie
- Zuwanderung
- Gesundheit
- Demografischer Wandel
- Zusammenleben im Stadtteil / Quartiersmanagement
- Beteiligung
- Arbeitsstruktur
Der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund ist in den letzten Jahren kontinuierlich auf aktuell 48,8 % angestiegen. Besonders hoch ist hier der Anteil an Kindern und Jugendlichen mit über 60 %, was besonders die Kindertageseinrichtungen und Schulen vor große Herausforderungen stellt. Zugewanderte aus Südosteuropa, hauptsächlich aus Bulgarien, haben in den letzten Jahren verstärkt leerstehenden und günstigen Wohnraum bezogen, was das Zusammenleben mit der Aufnahmegesellschaft und den bereits im Quartier beheimateten Zuwanderern verschiedenster Nationalitäten teils problematisch gestaltet. Auch in diesem Themenfeld steht das Programmgebiet vor großen Herausforderungen.
Aufgrund des hohen Anteils kinderreicher Familien, einem hohen Kinderarmutsquotienten, einem erhöhten gesundheitlichen Risikopotenzial bei Kindern sowie hoher Jugendarbeitslosigkeit ergibt sich, dass die präventive Förderung von Kindern und Jugendlichen, kombiniert mit Elternbildungsmaßnahmen, eine zentrale Aufgabe im Quartier ist. Ein weiteres Handlungsfeld ergibt sich aus dem überdurchschnittlich hohen Arbeitslosenanteil erwachsener Erwerbsfähiger. Durch passgenaue, dezentralisierte und niedrigschwellige Unterstützungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sollen für die Betroffenen der Zugang zum Arbeitsmarkt geschaffen und die nachhaltige Integration in diesen ermöglicht werden.
Weitere wichtige Schwerpunkte sind die Integration der Menschen aus Südosteuropa, aber auch von Geflüchteten und Asylbewerberinnen und -bewerbern anderer Nationen und Ethnien, sowie die Schaffung von Möglichkeiten der gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Teilhabe.
Im wirtschaftlichen Bereich sind das Wirken gegen den Trading-Down-Prozess an der zentral gelegenen Wilhelmstraße, Maßnahmen zur Erneuerung des Wohnungsbestandes v. a. in Hinblick auf Barrierefreiheit und energetische Standards sowie allgemein eine Verbesserung der öffentlichen Räume Handlungsfelder im Programmgebiet.
Im Oktober 2017 beschloss der Rat der Stadt Hamm das Quartier „Hamm-Weststadt“ als Sanierungsgebiet gemäß §142 Abs.4 BauGB festzulegen.
Für die Maßnahmen und Projekte im Programmgebiet Hamm Weststadt ist das Integrierte Handlungskonzept (IHK) die Grundlage. Das IHK Hamm Weststadt ist eingebunden in die strategischen Leitziele der Stadt Hamm. Es ist ein präventives Konzept zur Armutsbekämpfung im Sozialraum und steht unter der Überschrift „Heimat bleiben – Heimat werden“.
Dabei werden unterschiedliche Handlungsebenen betrachtet, die die Vielschichtigkeit dieses Prozesses aufgreifen:
Die Umsetzung des städtischen Rahmenplans soll neue städtebauliche Akzente setzen, das Wohnumfeld verbessern und damit die Aufenthaltsqualität steigern. Präventive Armutsbekämpfung durch Bildung und Ausbildung, Beschäftigung und Qualifizierung sowie die Stärkung der lokalen Ökonomie soll die gesellschaftliche und soziale Teilhabe verbessern und eine aktive Lebensgestaltung ermöglichen. Intakte Nachbarschaften, gemeinschaftliche Verantwortung im Quartier und funktionierende Netzwerke sollen gefördert werden. Und durch den Neubau des Stadtteilzentrums als Kristallisationspunkt mit Beratungs- und Bildungsmöglichkeiten soll der nachbarschaftliche Dialog aktiviert und unterstützt werden.
Integraler Bestandteil des Handlungskonzeptes ist die städtebauliche Rahmenplanung mit ihrer Analyse städtebaulicher, klimatischer und umweltrelevanter Daten. Daneben sind gesamtstädtische Entwicklungsstrategien auf der Basis von Beschlüssen des Rates der Stadt Hamm eingebunden: „Kein Kind zurücklassen“ – Modellvorhaben des Landes NRW „Kommunale Präventionsketten“, „Sprach- und Integrationsförderung für Migrantinnen und Migranten“, „Älter werden in Hamm! Selbstbestimmt. Mittendrin“ sowie das „Integrierte Klimaschutzkonzept“ und der „Beschluss zur Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft“ sowie das „Handlungskonzept Wohnen und Pflege 2025“.
Die Aufwertung und Stabilisierung der Quartiere und Nachbarschaften soll auch in Zukunft weitergeführt werden. Dabei soll auf dem sehr ausgeprägten bürgerschaftlichen Engagement aufgebaut werden, das sich bereits in der Vergangenheit abgezeichnet hat. Dies zeigt sich nicht zuletzt an den zahlreichen Vereinen und ehrenamtlichen Einrichtungen im Quartier sowie an der umfangreichen Beteiligung von Interessierten am Planverfahren. Maßnahmen zur Aufwertung des Quartiers bieten neben baulichen Maßnahmen im öffentlichen Raum beispielsweise das Fassaden- und Hofprogramm oder der Aktionsfonds für private Initiativen, Eigentümerinnen und Eigentümer. Eine bedeutende Rolle nimmt dabei auch das Quartiersmanagement mit eigenem Stadtteilbüro (Standorte Wilhelmstraße und Friesenstraße) und Quartiersarchitekten ein.
Der Quartiersarchitekt soll zu Themen der Modernisierung, der Barrierefreiheit oder der Wohnzufriedenheit beraten. Die Wünsche und Ideen der Eigentümer für ihre Immobilie stehen dabei im Vordergrund. Ziel ist es, den Zustand des Gebäudes aufzunehmen und einen individuellen, aber umfänglichen Gesamtmaßnahmenplan zu erstellen. Daraus können sich im Folgenden einzelne, auch kleinere Umsetzungsschritte ergeben. Die Stadt Hamm bietet in diesem Zusammenhang einen finanziellen Zuschuss zur Sanierung und Gestaltung von Fassaden, Dächern sowie Hof- und Vorgartenanlagen an.
Der Aktionsfonds hat die Förderung von bürgerschaftlichem Engagement und Integration im unmittelbaren Wohnumfeld zum Ziel. Private Initiativen, die sich mit ihrem persönlichen Engagement für ihren Stadtteil einsetzen möchten, werden durch einen öffentlichen Zuschuss unterstützt und in die Lage versetzt, kleinteilige Projekte und Aktionen für ihr Quartier umzusetzen. Die einzelnen Projekte können mit bis zu 2.000 Euro gefördert werden und müssen mindestens einem der folgenden Kriterien entsprechen:
- Förderung der Aktivierung und Beteiligung von Bewohnerinnen und Bewohnern
- Förderung von Eigenverantwortung und Selbsthilfe
- Stärkung der Nachbarschaft und des Zusammenlebens im Stadtteil
- Förderung der Integration aller sozialer Gruppen, Generationen und Kulturen im Quartier
- Förderung der Chancengleichheit
- Belebung der Stadtteilkultur
- Aufwertung des Wohnumfeldes
- Imageverbesserung für das Quartier
Das Stadtteilkomitee, das sich aus Bürgerinnen und Bürgern, Vertreterinnen und Vertretern der Politik sowie von Vereinen und Gemeinden aus der Weststadt zusammensetzt, entscheidet schließlich über die Vergabe des Zuschusses. Die organisatorische Abwicklung des Aktionsfonds übernimmt das Stadtteilbüro Hamm-Westen.
Wesentliches Element der Stadtteilarbeit in der Weststadt ist das Stadtteilbüro mit seinen Standorten „Westenheide“ und Friesenstraße 33. Das Stadtteilbüro hält den Kontakt zu Gruppen und Verbänden, Vereinen und Institutionen, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie den verschiedenen Nationalitäten und Kulturen. Hier gibt es Treffpunktarbeit, Förder- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, Stadtteil- und Quartiersfeste, niedrigschwellige Elternbildung und -beratung. Zudem koordiniert das Stadtteilbüro Aktivitäten und Angebote, bündelt Informationen und hält den Kontakt zu den Westener Unternehmen. Es ist ein wichtiger Akteur in der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und soll insbesondere auch Menschen mit Zuwanderungshintergrund einbinden.
Mit dem Neubau des Stadtteilzentrums auf dem Gelände einer ehemaligen Problemimmobilie bieten sich in Zukunft neue Möglichkeiten: Das Stadtteilzentrum soll lokale Beratungsangebote ergänzen und bündeln und einen Ort der Begegnung für alle Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil schaffen. Hier können kommunale Dienstleistungsangebote, aber auch Nachbarschafts- und Gemeinschaftseinrichtungen (Veranstaltungsraum) für den Zugang aller Zielgruppen aus dem Quartier bereitgestellt werden. Auf diese Weise lassen sich am Vorhabenstandort Wilhelmstraße die kommunalen Ressourcen mit besten Synergien einsetzen. Das Haus soll ein generationen-, kulturen-, geschlechter-, religions- und herkunftsübergreifender Treffpunkt im Stadtteil werden, dessen Angebots- und Themenschwerpunkte auf den Bereichen Bildung, Prävention und Kultur liegen, da hier die größten Bedarfe des Stadtteils gesehen werden. Dazu zählen multifunktional nutzbare Räume für die Durchführung von Kursangeboten (z. B. Sprachkurse, Elternbildungskurse, Angebote durch Bildungsträger), zur Durchführung von Sportangeboten (z. B. Gymnastik, Mutter Kind Gruppen u. a.), für Beratungsangebote oder für Aktivitäten von ehrenamtlich tätigen Menschen. Räume für die Angebote der Familienhilfe und für die Einrichtung einer Großtagespflegegruppe sind vorgesehen. Auch das Stadtteilbüro als Träger des Quartiersmanagements wird Räume im Stadtteilzentrum beziehen.
Auch architektonisch soll das Stadtteilzentrum ein Leuchtturmprojekt innerhalb des Stadtteils darstellen. Nach dem Grunderwerb der Liegenschaft Wilhelmstraße 20-23 wurde ein hochbaulicher Realisierungswettbewerb durchgeführt, um einen sowohl gestalterisch als auch wirtschaftlich optimalen Entwurf zu erhalten. Die Entwürfe zeigen eindrucksvoll, wie der Standort mit einer freundlichen und zukunftsweisenden Architektursprache entwickelt werden kann. Der Baubeginn des Stadtteilzentrums findet im Jahr 2019 statt.
Im öffentlichen Raum wird der Viktoriaplatz neu gestaltet und eine wichtige Grünverbindung ökologisch weiter qualifiziert werden. Mit der Aufwertung des Friedrich-Ebert-Parks, insbesondere der vorhandenen Spielplätze, werden weitere Spiel- und auch Bewegungsangebote geschaffen. Outdoor-Bewegungsgeräte sollen dabei sowohl Kindern und Jugendlichen als auch Erwachsenen als Angebot für körperliche Aktivität und Wohlbefinden dienen. Im Modellvorhaben „Quartier in Bewegung“ wurden hierzu wichtige Anregungen der Bewohnerinnen und Bewohner aufgegriffen.
Stadtverwaltung
Barbara Conrad
Stadtplanungsamt
Gustav-Heinemann-Str. 10
59065 Hamm
Telefon: +49 (0) 23 81 / 17-41 68
Fax: +49 (0) 23 81 / 17-104168
E-Mail: conradB@stadt.hamm.de
Quartiersmanagement
Martina Speckenwirth
Stadtteilbüro Hamm Westen
Wilhelmstraße 31
59067 Hamm
Telefon: +49 (0) 23 81 / 87 65 786
Fax: +49 (0) 2381 / 87 65 789
E-Mail: info@stadtteilbuero-hamm-westen.de
Weitere wichtige Partner:
Stadtteilkoordination Hamm Westen
Claudia Hörnschemeyer
Amt für Soziale Integration
Sorauer Str. 14/16
59073 Hamm
Telefon: +49 (0) 2381 / 17-6740
Fax: +49 (0) 2381 / 17-106740
E-Mail: hoernschemeyerc@tadt.hamm.de