Iserlohn - Südliche Innenstadt/ Obere Mühle
Das Soziale-Stadt-Projekt in Iserlohn ist Teil der REGIONALE 2013 in der Region Südwestfalen.
Das Programmgebiet „Südliche Innenstadt / Obere Mühle“ südlich des Iserlohner Stadtzentrums beherbergt 3.577 Personen und ist von einem Nebeneinander von gewerblichen, Einzelhandels- und Wohnnutzungen geprägt. Gerade die Obere Mühle als ehemaliger industrieller Gewerbestandort in eng eingeschnittenen Tallagen mit heute massiv auftretenden großflächigen Gewerbeleerständen ist eine für die Region symptomatische Problemlage. Ebenfalls problematisch, aber völlig anders gelagert, zeigt sich die Situation im direkt angrenzenden Bezirk der südlichen Innenstadt Iserlohns: klassische gründerzeitliche Blockrandbebauung mit städtebaulichen Einzelobjekten der Nachkriegszeit formt ein homogenes Stadtbild. Das Quartier ist jedoch einem schleichenden Segregationsprozess unterworfen. An einigen Stellen sind (auch demographisch bedingte) Perforationserscheinungen zu erkennen.
Hinsichtlich seiner Bevölkerungs- und Sozialstruktur weist das förmlich festgelegte Gebiet der Sozialen Stadt einen erhöhten Anteil an Empfängern von Sozialleistungen auf. Der Anteil von Migrantinnen und Migranten liegt über dem städtischen Durchschnitt – dies gilt auch für den Anteil von Personen mit sozialen Auffälligkeiten wie Drogen- und Alkoholproblemen und psychischen Beeinträchtigungen.
Insgesamt befinden sich die Gebäude im Gebiet in eher schlechtem Zustand, insbesondere in stadtbildprägenden Bereichen. Eine hohe Quote von Wohnungs- und Gewerbeleerständen gepaart mit großflächigen industriellen Brachen verdeutlichen die Handlungsnotwendigkeiten.
Die Potenziale für das gesamte Quartier liegen generell in seiner Heterogenität und seinen Freiraumpotenzialen gepaart mit enormer städtebaulicher Dichte in direkter Nachbarschaft sowie in direkter Nähe zur Iserlohner Fußgängerzone. Hinzu kommt eine Vorbildfunktion für viele Gemeinden Südwestfalens, die in ihrer Siedlungstypologie ähnlich gelagerte Probleme innehaben.
Im Kern des Projektes stehen vier übergeordnete Projektziele:
- Stärkung der Wohnfunktion,
- Stabilisierung der Sozialstruktur,
- Nutzung der industriehistorischen Ansätze und
- Förderung der lokalen Ökonomie.
Insgesamt wurden über 80 Teilprojekte im Rahmen mehrmonatiger Erarbeitungsprozesse mit einer Vielzahl von externen Akteuren wie Institutionen, Verbänden, Kirche, Glaubensgemeinschaften, Bewohnerinnen und Bewohner, Behörden, Grundstückseigentümer usw. abgestimmt. Viele der Teilprojekte beruhen dabei nicht auf Vorgaben aus der Verwaltung, sondern sind entweder ein Ergebnis gemeinsamer Ideenentwicklung oder beruhen auf Vorschlägen aus dem Kreis der externen Akteure. Auch für die Umsetzungsphase sind die externen Akteure von besonderer Bedeutung, da sie häufig zu Hauptakteuren werden und ein partnerschaftliches Vorgehen mit der Verwaltung, den Quartiersbewohnerinnen und –Bewohnern, Eigentümern, Gewerbetreibenden, externen Planern, usw. Kennzeichen dieses Prozesses ist.
Ab 2011 wurden in erster Linie soziale Projekte als Starterprojekte umgesetzt. Gleichzeitig wurde an der Realisierung der baulichen Leuchttürme gearbeitet. Hier sind vor allem die Projekte Kissing & Möllmann (Revitalisierung des ehemaligen Fabrikgebäudes) und die Umgestaltung des Fritz-Kühn-Platzes sowie die Umgestaltung eines Sportplatzes zu einer moderne Sport- und Freizeitanlage zu nennen.
Die Schlüsselrollen im Umsetzungsprozess haben die folgenden Maßnahmen, die im Folgenden skizziert werden:
Revitalisierung eines ehemaligen Fabrikgebäudes Kissing & Möllmann mit der Werkstatt im Hinterhof
Das Teilprojekt – Werkstatt im Hinterhof - im Gebäudeensemble des ehemaligen Firmengebäudes Kissing & Möllmann, wird durch fachübergreifende Zusammenarbeit aus den Bereichen
- Ressort VI „Planen, Bauen, Umwelt- und Klimaschutz“,
- Ressort V „Generationen und Bildung“ als Bauherr und
- dem „Kommunalen Immobilien Management (KIM)“
umgesetzt.
Der Mieter der Räumlichkeiten ist das Ressort Generationen und Bildung, welches an die Arbeiterwohlfahrt als Träger der Einrichtung untervermietet. Menschen mit sozialen Schwierigkeiten finden hier eine Beratungsstelle und einen Tagesaufenthalt. Den Mitarbeitern der AWO obliegt die örtliche Betreuung.
Die im Untergeschoss zu den Straßen „Obere Mühle bzw. Auerweg“ orientierten Räumlichkeiten wurden in Gänze umgebaut. Es handelt sich um ca. 338 m2 Nutzfläche, die unter den Aspekten und Auflagen des Denkmalschutzes und der Bauvorschriften, wie z. B. dem Brandschutz, umfassend saniert wurden.
Im Januar 2019 fand ein Eigentümerwechsel statt. Die städtische Wohnungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft IGW übernahm den Gebäudekomplex und begann das Gebäude zu sanieren und weiterzuentwickeln. Die „Werkstatt im Hinterhof“ bleibt am bisherigen Standort Obere Mühle 28 erhalten.
Entwicklung und Belebung des Sportplatzes An der Läger
Im Rahmen dieser Maßnahme wurde der ehemalige Sportplatz „In der Läger“ zur neuen Freizeitanlage „In der Läger“ umgestaltet. Diese besteht aus einer Skate- und BMX-Anlage, einem Wasserspielplatz für Kinder, einer Kletteranlage, einer Parcours-Anlage, verschiedenen Outdoor-Fitnessgeräten und einem Kleinspielfeld. Bei der Gestaltung der Spiel- und Sporteinrichtungen haben sowohl verschiedene Arbeitsgruppen von Kindern und Jugendlichen als auch Senioren intensiv mitgearbeitet und ihre Ideen und Wünsche eingebracht. Diese Beteiligungsform wurde auch während der Baumaßnahme z.B. mit Skatern und BMX-Fahren fortgeführt.
Die Freigabe der Sport- und Spielgeräte erfolgte im Dezember 2014. Zum ersten Tag der Städtebauförderung am 9. Mai 2015 wurde die neue Freizeitanlage „In der Läger“ offiziell mit einem großen Fest eröffnet. Seit der Freigabe der Anlage ist eine hohe Frequenz der einzelnen Bereiche durch unterschiedliche Nutzergruppen festzustellen. Im Winter nutzen vor allem Skater und Parcours-Sportler die Anlage; an wärmeren Tagen kommen junge Familien hinzu, die sich an der Wassermatschanlage vergnügen. Auch Kletterfelsen und Kleinfeldanlage werden stark frequentiert.
Umgestaltung Fritz-Kühn-Platz zum Platz der Bürger / Platz der Kultur(en)
(inkl. Umbau angrenzender Straßenzüge)
Alle Flächen des Areals sind fertig gestellt. Diese sind unter anderem Wegeverbindungen, Rasenflächen, der Kinderspielplatz sowie die Vorplätze des Stadt- und Postmuseums, der Wasserlauf und die Inselstraße. Der Wasserlauf ist seit Mai 2018 in Betrieb. Die offizielle Eröffnung des „Platz der Bürger – Platz der Kultur(en)“ fand am 08. Juni 2018 statt. Nach der erfolgreichen Feierlichkeit haben über den Sommer weitere Veranstaltungen auf dem Platz stattgefunden. Die Resonanz der Bürger auf den neu gestalteten Fritz-Kühn-Platz ist äußerst positiv, so dass davon auszugehen ist, dass sich dieser Platz als Freizeit- und Veranstaltungsort weiter etablieren wird.
Die kommunale Federführung und Projektorganisation liegt im Ressort Planen, Bauen, Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Iserlohn. Für die bürger- und akteursorientierte Zusammenarbeit im Quartier war in der Anfangsphase zwischen 2011 bis 2014 in erster Linie das Quartiersmanagement direkt vor Ort zuständig. Alle Informationen über Aktionen, Veranstaltungen, Planungen und Projekte wurden von hier direkt in das Quartier getragen. Das Quartiersmanagement war somit entscheidende Plattform für das Gelingen des Gesamtprojekts.
Im Jahr 2014 hat sich der Bürgerverein Iserlohner Südstadt e.V., der sich aus Anwohnern aus dem Stadtteil und Interessierten Bürgern zusammensetzt, gegründet. Er übernahm geeignete Arbeitsbereiche des 2014 ausgelaufenen Quartiersmanagements, beleuchtete aber auch neue Themen. Der Verein sieht seine Aufgabe darin, die positiven Entwicklungen, die das Projekt Soziale Stadt ausgelöst hat, nachhaltig fortzuführen und zu sichern. So kann direkt auf die Anregungen aus dem Quartier heraus eingegangen werden. Der Verein versteht sich daher als Koordinierungsstelle für die einzelnen Arbeitsschwerpunkte z. B. Stadtteilfest, -zeitung, -garten, -netzwerk. Es werden regelmäßig Runde Tische und Vernetzungstreffen im Stadtteil bzw. dem neu geschaffenen Bürgerraum „Am Bilstein“ durchgeführt.
Weiterhin wurden zu den einzelnen Fachthemen und Großprojekten ressortübergreifende Arbeitsgruppen gegründet.
Überarbeitung der Gesamtuntersuchung, Erstellung eines Handlungskonzeptes, Förderantrag für das Programm Soziale Stadt
Verleihung des ersten REGIONALE 2013 Sterns für das Projekt
Verleihung des zweiten REGIONALE 2013 Sterns für das Projekt
Einrichtung von interdisziplinären Arbeitsgruppen, die sich um die Realisierung kümmern
Große Resonanz bei der Durchführung von Stadtteilspaziergängen mit interessierten Bürgern
Erster Zuwendungsbescheid Städtebauförderung
Verleihung des dritten REGIONALE 2013 Sterns für das Projekt
Umgestaltung Friedrichstr. 64 beendet (M.5.5)
Fertigstellung der ersten größeren Baumaßnahmen Gründung des Bürgervereins Iserlohner Südstadt e.V. (BIS)
Die Umgestaltung der ehemaligen Bahntrasse (M. 5.1) zu einem Fuß- und Radweg mit gleichzeitig barrierefreier Anbindung der Aloysiusstraße an diesen (M. 5.1.2) wurde ebenso abgeschlossen, wie die Arbeiten zur Verbesserung der Nutzbarkeit des Freiraum Hardtstraße (M. 4.2)
Im Jahr 2015 bezog der Bürgerverein seinen Bürgerraum Am Bilstein.
Die Entwicklung und Belebung des ehemaligen Sportplatz Läger in eine Freizeitanlage wurde erfolgreich umgesetzt und beim Tag der Städtbauförderung offiziell an den Bürger übergeben.
Ein Teil des denkmalgeschützen Gebäudebereiches Obere Mühle 28 wurde saniert und die Werkstatt im Hinterhof konnte dorthin umziehen (M. 6.7).
Bürgergarten am Wohnkomplex Peterstr. (M. 4.5)
Umbau des Fritz-Kühn-Platzes zu einem Platz der Bürger und Kultur(en) (M. 4.1)
Umsetzung des ersten Teils der Lichtroute am Fritz-Kühn-Platz (M. 2.1)
Umgestaltung des Straßenzuges An der Schlacht / Hohler Weg (M.5.4)
Aktuell befinden sich folgenden Maßnahmen in der Umsetzung:
Umnutzung Christophery, seit 2016 besteht ein Vertrag mit dem AAV zur Erstellung eines Sanierungskonzeptes
Entwicklung des Bereichs Straßenraum Südengraben / Am Zeughaus
Für die Bewohner und Akteure im Quartier ist es vor allem zu Projektbeginn sehr wichtig, dass der Prozess der Sozialen Stadt „wirklich etwas bewegt“. Ohne ein konkretes Interesse und Engagement der direkt vor Ort Ansässigen können Prozesse der Soziale Stadt und Identifikation mit dem Quartier nicht funktionieren. Wichtig für das Gelingen des Projektes ist zudem die Umsetzung des ganzheitlichen Ansatzes. Dies verhindert nicht nur die bloße Realisierung einiger weniger Teilprojekte als Leuchttürme, sondern bietet den Quartiersbewohnern zugleich einen tatsächlich nachhaltigen Konzeptansatz, der die wirklichen Probleme im Quartier anpackt und nach dem aufgestellten Zeitplan in entsprechende Projekte münden lässt. Die Stadt Iserlohn verfolgt daher direkt das Ziel, mit besonders öffentlichkeitswirksamen Groß- und Kleinprojekten einen mitreißenden Projektstart zu realisieren, um auch tatsächlich positive Folgeeffekte im Quartier erzielen zu können. Die eingesetzten Projektmittel sollen so möglichst sinnvoll und zielführend verwendet werden.
Anna Andress (Dipl.-Ing. Architektin)
Stadt Iserlohn
Ressort Planen, Bauen, Umwelt- und Klimaschutz
Bereich Städtebau
Werner-Jacobi-Platz 12
58636 Iserlohn
Fon: 02371/217-2810
E-Mail: anna.andress@iserlohn.de
Internet: www.iserlohn.de
Iserlohner Gemeinnützige
Wohnungsgesellschaft mbH
Nordstraße 21
D - 58636 Iserlohn
Tel.: 02371 793-0
Fax.: 02371 793-150