Bottrop Lehmkuhle/Ebel/Welheimer Mark (2001 bis 2014)
Das Ineinandergreifen von Wohn- und Gewerbebereichen charakterisiert das insgesamt 600 ha große Stadterneuerungsgebiet Lehmkuhle/Ebel/Welheimer Mark im Süden von Bottrop. Die Siedlungsbereiche umfassen rund zwei Drittel des Programmgebiets und liegen inselartig zwischen Gewerbegebieten, Eisenbahn- und stark befahrenen Straßentrassen, der Autobahn A 42, der Emscher und dem Rhein-Herne-Kanal. Diese Verzahnung von Wohnen, Arbeiten, Verkehr und Erholung ist das Ergebnis einer für die Emscherzone typischen Siedlungsentwicklung, die sich einer übergreifenden Steuerung lange Zeit weitgehend entzogen hat.
Um 1900 in Ziegelbauweise errichtete Bergarbeiterwohnungen mit weitläufigen Gärten sowie zweigeschossige, einfach ausgestattete Sozialwohnungsbauten aus den 1950er und 1960er Jahren mit großzügigen Gemeinschaftsgrünflächen prägen zusammen mit eingeschossigen Doppelhaushälften die Ortsteile Ebel und Welheimer Mark. Der nördlich gelegene Stadtteil Lehmkuhle bietet mit seinen Gewerbegebieten und einer Wohnbebauung, die von Mehrgeschossbauten bis zu Reiheneigenheimen und Einfamilienhäusern reicht, ein weitaus heterogener strukturiertes Siedlungsbild.
Anders als in Lehmkuhle ist ein großer Teil der Siedlungsbestände in Ebel und der Welheimer Mark im Eigentum von Wohnungsgesellschaften, die sehr unterschiedlich mit diesen Beständen umgehen. Während die denkmalgeschützte Zechensiedlung in Ebel mit zum Teil stark modernisierungsbedürftiger Substanz an Private verkauft wird, sind die Nachkriegsbestände in der Welheimer Mark modernisiert und umgebaut; sie stehen dem Wohnungsmarkt weiterhin als Mietwohnungen zur Verfügung.
Die vorhandene wohnungsnahe Grundversorgung hat sich mit steigender Mobilität der Bewohnerinnen und Bewohner, dem Rückgang der Bevölkerung sowie vor dem Hintergrund von Konzentrationsprozessen im Einzelhandel und bei Dienstleistungen über viele Jahre kontinuierlich ausgedünnt. Darüber hinaus führt die Umstrukturierung im Bistum Essen zu einer Lockerung der traditionell katholischen Netzwerke im Programmgebiet: die Kirchengemeinden in Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark haben ihre Eigenständigkeit verloren oder sind ganz geschlossen worden.
Die Bevölkerungszahlen sind schwankend. Von 1998 bis September 2005 sank die Bevölkerung von rund 12.000 Einwohnerinnen und Einwohnern auf 10.904 Personen. Ende 2007 wohnten jedoch wieder 11.535 Personen im Programmgebiet. Die umfangreiche Modernisierung der Siedlung Welheimer Mark mit ihrer Zusammenlegung von Wohnungen und der gezielte Leerzug von Wohnungsbeständen in Ebel zwecks Verkauf relativieren den Umfang des Bevölkerungsrückgangs. Den Siedlungsbereich Prosper II an der Knappenstraße kennzeichnet eine stabile Situation, hier konnten in der Vergangenheit Familien mit Kindern in Neubau- und Zechensiedlungsbeständen untergebracht werden. Mit Stichtag 31.10.2020 wohnen 11.087 Personen im Stadterneuerungsgebiet.
Ende 2007 weisen rund 28 % der im Programmgebiet wohnenden Menschen einen Migrationshintergrund auf (Gesamtstadt: 16 %). Die Gestaltung des interkulturellen Zusammenlebens sowie das Miteinander von Jung und Alt bestimmen in den kommenden Jahren die Lebensqualität in den Stadtteilen entscheidend mit. Die wachsende Zahl von Menschen über 60 macht das Themenfeld "Wohnen im Alter" im Stadtteil interkulturell übergreifend zu einer wichtigen Herausforderung.
Die lockere Bebauung in vielen Siedlungsbereichen, der gute Zugang zum Freiraum und die Nähe zu den Gewässerläufen Emscher, Berne und Rhein-Herne-Kanal sind wichtige Potenziale für die künftige Entwicklung des Programmgebiets. Mit der Ansiedlung des Südring-Centers erfüllt der Stadtteil Lehmkuhle wichtige Nebenzentrumsfunktionen für alle Siedlungsbereiche im Programmgebiet.
Der Umbau des Emscher-Flusssystems hat in Ebel und Welheimer Mark das Thema Wasser als positiven Standortfaktor für das Wohnen entlang von Emscher und Berne etabliert und zu einer Umkehr des negativen Trends der Bevölkerungsentwicklung beigetragen. Gleichzeitig können neue Wegeverbindungen entlang der Gewässer die Siedlungen in die umgebenden Freiräume des Neuen Emschertals einbinden. Das Projekt BernePark mit der Umnutzung der ehemaligen Kläranlage Bernemündung trägt der Scharnierfunktion des Ortsteils Ebel zwischen Rhein-Herne-Kanal und Emscher im Rahmen des Emscher-Radwanderwegs Rechnung.
Die Lösung der bestehenden Verkehrsprobleme ist wesentliche Voraussetzung für eine positive Entwicklung des Programmgebiets. Auf lange Sicht ist dies mit einer Verbesserung der Zufahrten, durch geänderte Erschließungen und gezielter Verkehrslenkung machbar.
Im Handlungsfeld "Soziale Infrastruktur" sind die Themen "Wohnen im Alter" und "interkulturelles Zusammenleben" im Stadtteil zentral. Beide Themenfelder genießen über das Programmgebiet hinaus hohe Priorität für die Stadt Bottrop.
Die damalige Dezernatskoordinierung und Stadterneuerung im Baudezernat hatte die Gesamtkoordination, die Steuerung der beteiligten Fachbereiche sowie die Bearbeitung der Förderanträge und die Verwaltung der finanziellen Mittel übernommen.
Der Mitarbeiter im Stadtteilbüro koordinierte als Schnittstelle zwischen Bewohnerschaft, Politik und Verwaltung die Stadtteilarbeit vor Ort, um die Transparenz städtischen Handelns durch umfassende Öffentlichkeitsarbeit zu gewährleisten. Er entwickelte Maßnahmen aus dem Integrierten Handlungskonzept, begleitete deren Umsetzung und initiierte Netzwerkbildungen.
Die Stadtteilarbeit wurde durch folgende Gremien begleitet:
- Stadtteilkonferenz und Arbeitsgruppen
Beteiligte: Bewohnerschaft, Politik, Stadtteilorganisationen, Schulen, Kirchen, Vereine, freie Träger, Wohnungsgesellschaften, Gewerbetreibende, Verwaltung
Aufgaben: Projektentwicklung, Diskussionsforum - Projektgruppe
Beteiligte: Stadtteilorganisationen, Kindergärten und Schulen, Kirchen, Fachbereiche sämtlicher Dezernate der Verwaltung
Aufgaben: Projektentwicklung und -betreuung, Informationsaustausch - Rat und Fachausschüsse
Beteiligte: Rat, Bezirksvertretung Bottrop-Süd, Haupt-, Finanz- u. Beschwerdeausschuss, Ausschuss für Stadtplanung und Umweltschutz, Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Familie, Jugendhilfeausschuss, Schulausschuss, Kulturausschuss, Bau- und Verkehrsausschuss
Aufgaben: Grundsatzentscheidungen und Entscheidungen über herausragende Projekte
Lokale Partner:
- Ev. Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten
- Kath. Großgemeinde Pfarrei St. Joseph
- Kindergärten (kath. Tageseinrichtungen für Kinder St. Barbara und St. Matthias, städt. Kindergarten Welheimer Mark)
- Grundschulen (Schillerschule, Droste-Hülshoff-Schule, Albrecht-Dürer-Schule)
- Hauptschule Lehmkuhle
- Förderschule am Tetraeder
- Förder- und Trägervereine (Förderverein Welheimer Mark e. V., Förderverein Ebel e. V., Barbaraheim Bottrop-Lehmkuhle e. V., Trägerverein Matthiashaus 2007 e. V.)
- Wohnungsgesellschaften (EVONIK Wohnen GmbH, THS Wohnen GMBH, Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop mbH)
- Lokale Organisationen von Gewerkschaften und Parteien (CDU, IG BCE, SPD)
- Kirchliche Vereine (Ev. Frauenhilfe, KAB, kfd usw.)
- Wohlfahrtsverbände (Caritas, Diakonisches Werk, AWO, ASB)
- Historische Gesellschaft Bottrop e. V.
- Kinder- und Jugendeinrichtungen (K.o.T. St. Antonius/Kinderkeller, SJD Die Falken - Der Laden, Spielhaus Ebel, Jugendtreff Ebel, Streetwork, Arche Noah)
- Bürgerladen Ebel
- Sportvereine (VfR Bottrop-Ebel 1946 e. V., SSV 1951 e. V.)
- Emschergenossenschaft
- Unternehmen im Programmgebiet
- Beschäftigungsträger (Gafög gGmbH)
Das Programmgebiet Lehmkuhle/Ebel/Welheimer Mark wurde in den Jahren 2001 bis 2014 mit Mitteln des Programms Soziale Stadt NRW gefördert.
Zahlreiche integrierte Einzelmaßnahmen und Projekte haben zu einer Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität in den Stadtteilen beigetragen. Menschen wurden motiviert, sich für ihr Wohnumfeld zu engagieren. Aufgrund der Kooperationsbereitschaft und des Interesses aller Beteiligten aus Bürgerschaft, Vereinen, Politik, Wirtschaft und Verwaltung entstand ein Netz neuer Kommunikation und Zusammenarbeit.
Seit 2004 gründeten engagierte Bürgerinnen und Bürger Träger- und Fördervereine zur Stärkung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens. Diese führen auch nach Auslauf des Landesprogramms ihre Arbeit fort und sind wichtige Kristallisationspunkte. Dienstleistungs-, Bildungs- und Kulturangebote haben deshalb auch unabhängig von einer öffentlichen Förderung Bestand. Viel Energie investieren ehrenamtliche Stadtteilakteure für den Fortbestand ehemaliger Pfarrheime als Orte der Kommunikation und Begegnung.
Förder- und Trägervereine zeichnen auch verantwortlich für regelmäßige Stadtteilfeste und Traditionsveranstaltungen – mit stetig steigender Resonanz. Der Erlös derartiger Festivitäten kommt wiederum Einrichtungen im Programmgebiet zugute.
Stadtverwaltung
Christa Ostgathe
Stadt Bottrop
Koordinierungsstelle Integrierte Stadtenwicklung/InnovationCity
Ernst-Wilczok-Platz 2
46236 Bottrop
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Fax: + 49 (0) 2041 / 70-5 3372
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