Mönchengladbach-Rheydt
Die Innenstadt von Rheydt mit ihren ca. 13.000 Einwohner*innen steht seit ihrer Aufnahme in das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt im Jahr 2010 im Zeichen einer ganzheitlichen Erneuerungsstrategie. In Zusammenarbeit verschiedener Ressorts der Stadtverwaltung und unterstützt von einem interdisziplinär besetzten Quartiersmanagement (Träger: SKM Rheydt) hat es sich die Stadt Mönchengladbach zum Ziel gesetzt, die Rheydter Innenstadt unter Einbindung der örtlichen Akteure, Eigentümer*innen und Bewohner*innen in städtebaulicher, ökonomischer und sozialer Hinsicht aufzuwerten und zukunftsfähig zu machen.
Im Vergleich zur Gesamtstadt ist Rheydt ein junger Stadtteil, der gleichzeitig eine hohe Migrationsquote aufweist. Auch die Zahl der Arbeitslosen und SGB II-Empfänger liegt über der der Gesamtstadt. Eine hohe Bevölkerungsfluktuation stellt den Stadtteil vor eine Herausforderung. Und auch der Umgang mit der, aus der Historie begründeten, Bipolarität der Stadt Mönchengladbach mit ihren zwei Einzelhandelszentren bedeutet einen zusätzlichen und besonderen Handlungsbedarf. Rheydt kommt in Mönchengladbach als Stadtteil eine besondere Bedeutung zu, da es im gesamtstädtischen Kontext, neben dem Innenstadtzentrum Mönchengladbachs, ein weiteres Innenstadtzentrum darstellt (im Einzelhandelskonzept als A2 bezeichnet). Seine starke funktionale Struktur und Identität der Bewohner*innen ergibt sich aus der langjährigen Eigenständigkeit vor der Gebietsreform im Jahr 1975.
In der ersten Förderperiode des Programms (2010-2015) ging es schwerpunktmäßig um die Beseitigung funktionaler und gestalterischer Defizite in der Innenstadt. In diesem Zeitraum wurden dort etwa 50 Projekte initiiert und zum großen Teil auch umgesetzt, darunter die Neugestaltung des Marktplatzes und die Weiterentwicklung der Stadtteilbibliothek zu einer Interkulturellen Familienbibliothek.
Im Rahmen der nun ausgelaufenen zweiten Förderperiode (2016-2020, Abschluss der für diese Förderperiode beantragten Maßnahmen bis Ende 2022) ging es weiterhin um die Aufwertung der Innenstadt, darüber hinaus aber auch um deren stärkere Verknüpfung mit den angrenzenden Wohnquartieren.
Lebendige Stadtteile und Quartiere bieten Raum für Freizeit, Kultur, soziale und ethnische Entfaltung, sie sind Orte der Bildung, Begegnung und Integration, kurzum Orte des Lebens.
Viele Stadtteile und Quartiere sind mit sich verändernden Herausforderungen konfrontiert, die sie aus eigener Kraft kaum noch bewältigen können. Der wirtschaftliche Strukturwandel, die Veränderungen des Einkaufs- und Freizeitverhaltens, die Ausdifferenzierung von Lebensstilen, unterschiedliche kulturelle Wurzeln und individuelle Wohnbedürfnisse, starke Wanderungsbewegungen sowie die finanzielle Situation der Kommune sind zentrale Faktoren, die eine Entwicklung von Stadtteilen und Quartieren maßgeblich beeinflussen. Die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen erfordern eine nachhaltige, in die Zukunft vorausschauende Stadtentwicklung mit entsprechender Unterstützung.
Aus diesem Grund hatte die Stadt Mönchengladbach die Fortschreibung des integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzeptes (IHEK) für ihren Stadtteil Rheydt erarbeiten lassen, um die Entwicklungen aus der ersten Phase der Sozialen Stadt zu reflektieren sowie für aufkommende Bedarfe entsprechende Maßnahmen zu entwickeln, die sich konkret und präventiv mit „neuen“ Problemfeldern auseinandersetzen.
Es sind bereits mehrere Konzepte entwickelt worden, die sich der Entwicklung Rheydts auf verschiedenen thematischen Ebenen genähert haben. Die Rheydter Innenstadt leidet, wie so viele Innenstadtlagen, seit Jahren an Funktionsverlusten im Einzelhandel und auch städtebauliche Missstände waren an vielen Orten zu sehen. Das Stadtbild wirkte vernachlässigt und hat dadurch die innerstädtische Atmosphäre geschwächt. Daneben sind eine Reihe weiterer Probleme offensichtlich geworden, was einen hohen Förderbedarf ausgelöst hat.
Die fortgeschriebene Version des IHEKs analysiert die funktionalen Wechselbeziehungen zwischen dem Rheydter Zentrum und den umliegenden Bereichen. Die Betrachtung im größeren Kontext ermöglichte die Aufdeckung von funktionalen, städtebaulichen und sozialen Missständen. Die Aufwertung der Rheydter Innenstadt und der anliegenden Quartiere soll dabei gleichzeitig auch eine verbesserte gesellschaftliche Partizipation für alle Bevölkerungsschichten ermöglichen.
Insgesamt wurden 45 Maßnahmen identifiziert, die den Stadtteil Rheydt und seine umliegenden Bereiche weiterhin zukunftsfähig gestalten sollen. Das IHEK bildet die Grundlage für unterschiedliche Förderzugänge. Dazu gehört sowohl die Städtebauförderung als auch europäische Förderzugänge, wie EFRE- und ESF-Angebote.
Die Aussagen des IHEK bauen auf den Erkenntnissen mehrerer Voruntersuchungen und Konzepte auf, deren Inhalte in der Analyse des Untersuchungsraums zusammenfließen. Dies sind unter anderem das Innenstadtkonzept Rheydt und deren Vorbereitenden Untersuchungen, ein Verkehrskonzept und weitere Konzepte und Überlegungen aus den Mönchengladbacher Fachabteilungen.
Die Projektleitung liegt bei der Stadt Mönchengladbach, Fachbereich Stadtentwicklung und Planung, Abteilung Stadterneuerung und Stadtentwicklung. Planung und Ausführung wird zum Teil hausintern durch die entsprechenden Fachabteilungen durchgeführt, zum Teil wurden solche Leistungen an externe Büros vergeben.
Der gesamte Prozess wird in enger Abstimmung mit den anderen Dezernaten der Stadtverwaltung, unterschiedlicher Interessensgruppen und engagierten Akteur*innen durchgeführt.
Während in der ersten Förderphase sowohl bauliche als auch sozial-integrative Projekte gefördert und umgesetzt wurden, standen für letztere in der zweiten Förderphase keine Fördermittel aus der Städtebauförderung zur Verfügung. Die Stadt hat allerdings die Wichtigkeit der sozial-integrativen Projekte erkannt und als Folge dessen wurde durch die Politik ein jährlicher Etat von 100.000 € als Ko-Finanzierung für weitere Fördermittel bzw. als Impulsfinanzierungen für sozial-integrative Maßnahmen aus Haushaltsmitteln festgesetzt.
Als besondere Erfolge, die auch verstetigt werden konnten, können hier die Skatehalle Rollmarkt, die Interkulturelle Familienbibliothek, das Chapeau KULTUR, das Projekt „Bildungsfuchs“, die Rheydter Gespräche und das JUBICAFÉ genannt werden.
Auch die Weiterführung des Quartiersmanagements aus Haushaltsmitteln für zunächst drei weitere Jahre zeigt, dass der Baustein einer aufsuchenden Arbeit im Bereich Integration, Unternehmensvernetzung, Bürgerbeteiligung und andere, für einen Stadtteil wie Rheydt als besonders wichtig angesehen wird.
Die Umsetzung des Programms Soziale Stadt Rheydt hat dazu geführt, dass die Stadtverwaltung interdisziplinär zusammengearbeitet hat. Die dezernatsübergreifende Zusammenarbeit war für eine erfolgreiche Umsetzung vieler Maßnahmen notwendig und hat dadurch neue Möglichkeiten und Synergien aufgezeigt, die auch in Zukunft ausgeschöpft werden sollen.
Stadtverwaltung:
E-Mail: Anna.bogedain@moenchengladbach.de
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Quartiersmanagement: