Solingen Nordstadt
Die Nordstadt ist ein urbaner Stadtteil, der in weiten Teilen durch eine gründerzeitliche Bebauung mit Wohn- und Gewerbenutzung geprägt ist. Hier wohnen rund 4.700 Einwohner – rund 3 % der Gesamtbevölkerung der Stadt Solingen mit 161.416 Einwohnern (Bezugsjahr ist das Jahr 2007). Sie bildet das Eingangstor zur Innenstadt und weist beachtliche städtebauliche, soziale, infrastrukturelle und funktionale Mängel auf. Dies gilt besonders für die Konrad-Adenauer-Straße, die die räumliche Mitte des Stadtteils bildet und an der sich die Versorgungsfunktionen befinden.
Durch die hohe Verkehrsbelastung auf dieser Straße stellt sich der Standort für Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie als schwierig dar. Viele deutsche Geschäftsinhaber haben in den letzten Jahren den Standort verlassen; die Hälfte der Betriebe wird mittlerweile durch ausländische Inhaber geführt. Darüber hinaus hat der Standort mit hoher Fluktuation zu kämpfen.
Ein weiteres Problem im Stadtteil stellt die mangelnde Grünraum- und Wegevernetzung dar. Die durch die Regionale 2006 umgebaute Korkenziehertrasse ist zwar durch Auf- und Abgänge an den Stadtteil angeschlossen, eine weitergehende Verbindung in den Stadtteil hinein ist aber nicht gegeben.
Die Nordstadt ist ein Stadtteil mit einem relativ hohen Anteil junger Menschen: 20,9 % der Bewohnerinnen und Bewohner sind Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre (Gesamtstadt: 19,8 %). Der Anteil älterer Menschen (ab 65 Jahre) ist in der Nordstadt zwar etwas geringer als in Solingen insgesamt (21,4 %), jedoch ist der Anteil der über 75-Jährigen mit 10 % höher als im gesamtstädtischen Durchschnitt.
Mit rund 1.200 Nichtdeutschen und damit einem Anteil von rund 26 % an der Bevölkerung ist die Solinger Nordstadt weit mehr durch eine ausländische Bevölkerung geprägt als Solingen insgesamt mit ca. 14 %.
Die Arbeitslosigkeit unter den Nichtdeutschen ist in der Nordstadt mit 31,6 % weitaus höher als in der Gesamtstadt mit 28,2 %. Vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner mit Migrationshintergrund verfügen nur über ein geringes Haushaltseinkommen. Jugendarbeitslosigkeit ist ein weiteres soziales Problem im Stadtteil. Hier liegt der Anteil der unter 25-Jährigen mit 13,7 % ebenfalls deutlich höher als in der Gesamtstadt mit 9,5 %.
Das Integrierte Handlungskonzept (IHK) und der Rahmenplan sind die planerischen Grundsteine, mit denen die Nordstadt als lebenswerter Wohn- und Arbeitsstandort erhalten und aufgewertet werden soll. Ziel ist es, die Nordstadt als familienorientiertes, innerstädtisches Wohnquartier zu stärken und weiterzuentwickeln.
Der Fokus liegt auf der ganzheitlichen Entwicklung der Solinger Nordstadt. Dabei werden die soziale, funktionale und städtebauliche Situation gleichgewichtig begutachtet und integrierende Lösungsvorschläge für die Bereiche Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kultur, Soziales und Verkehr entwickelt. Das Konzept mit dem für den Stadtteil entworfenen Leitbild „Der bunte Stadtteil mit Zukunft“ enthält einen umfassenden Maßnahmenkatalog, der auch die bestehenden Planungen, Projekte und Arbeitskreise aufnimmt.
Die zentralen Handlungsfelder sind:
- Förderung der ethnischen Ökonomie / Aufwertung der Konrad-Adenauer-Straße
- Städtebauliche Entwicklung und öffentlicher Raum in anderen Bereichen der Nordstadt
- • Grünräume und Wegeverbindungen
- Kinder, Jugendliche und Soziales
- Identität, Image und Bürgerbeteiligung
- Integration als Querschnittsthema
Seit der Aufnahme in das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ im Jahr 2007 wird in der Solinger Nordstadt an der Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingen gearbeitet. Seither wurden Investitionen in die soziale Infrastruktur getätigt (Umbau des Mehrgenerationenhauses und des Rollhauses, Eröffnung eines Probenraumhauses) oder Wohnumfeldmaßnahmen umgesetzt (Aufwertung von Spielplätzen, Einrichtung einer Spiel- und Bewegungsachse am Nordbahnhof inklusive „Treffpunkt und Kiosk am Nordbahnhof“, Aufwertung der Vorspel und des angrenzenden Pausenhofs, Neugestaltung des Theaterumfeldes, Wegeleitsystem). Als zentrale Maßnahme wurde die Konrad-Adenauer-Straße als „Lebensader“ der Nordstadt umgebaut und aufgewertet. Um die Barrierewirkung der Straße zu vermindern, wurden breitere Fußwege hergestellt sowie neue Überwege hergerichtet, der Parkraum wurde erweitert und der Straßenraum begrünt. Im Rahmen der Ertüchtigung kommunaler Gemeinbedarfseinrichtungen wurden bzw. werden zwei Grundschulen inkl. Außenanlagen umgebaut und energetisch saniert. Auch rund 15 private Eigentümerinnen und Eigentümer nahmen die Gelegenheit war, im Hof- und Fassadenprogramm eine Förderung zur Erneuerung der Gebäudefassaden zu erhalten. Mit Hilfe des Verfügungsfonds konnten bislang rund 110 Projekte gefördert werden. Das Quartiersmanagement ist seit 2011 eine wichtige Anlaufstelle im Stadtteil. Maßnahmen zur Beteiligung (u. a. Stadtteilkonferenz, Stadtteilzeitung, Stadtteilfest, Beirat Verfügungsfonds, Unternehmerstammtisch BIWAQ) wurden in den vergangenen Jahren von Bewohnerschaft und Akteuren im Stadtteil rege genutzt. Die Förderung aus dem Programm Soziale Stadt läuft 2019 aus. Aus diesem Grund wurde 2017 ein umfassender Verstetigungsprozess gestartet.
Von April 2015 bis Dezember 2018 wurde in Ergänzung zu den städtebaulichen Investitionen das Arbeitsmarktprogramm „BIWAQ“ genutzt. Die Teilprojekte „TIQ-Treffpunkt im Quartier“ sowie „Förderung der lokalen Ökonomie“ setzten wichtige Impulse in der Nordstadt.
Externe Projektträger außerhalb der Stadt Solingen sind:
- AWO Arbeit & Qualifizierung gGmbH (z. B. als Träger für Stadtteilservice, Quartiersmanagement und TIQ, Koordination von Jugendprojekten)
- Caritasverband Wuppertal / Solingen e. V. (z. B. als Träger des Sozialkaufhauses)
- Hochschule Niederrhein (als Träger für das BIWAQ-Projekt „Lokale Ökonomie“)
Zu den Projektbeteiligen und Kooperationspartnern gehören unter anderem:
- Grundschulen Klauberger Straße und Scheidter Straße
- Kita Vorspel, Crönchen, Rasselbande, Krümelkiste und Klingenbande
- Arbeitskreis Nordstadt (Einzelhändlerinnen und -händler, Immobilienbesitzende)
- Türkischer Volksverein e. V.
- KUD Borac Solingen e. V.
- Tamilischer Kultur- und Sportverein SG e. V.
- Seniorenresidenz am Theater
- Ev. Wohn- und Pflegecentrum Cronenberger Straße
- Bürgerverein Bunte Nordstadt e. V.
Die Nordstadt hat in den vergangenen zwölf Jahren einen intensiven Stadtteilerneuerungsprozess durchlaufen. Vor allem die baulichen Maßnahmen wie das Probenraumhaus Monkeys, das Mehrgenerationenhaus, die Aufwertung des Theaterumfelds und der Spielplätze sowie der Umbau der Konrad-Adenauer-Straße werden noch in den nächsten Jahren eine Strahlkraft entfalten. Die Fäden laufen bis heute beim Quartiersmanagement zusammen, das eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Projekte spielt.
Viele Akteure bestätigen, dass sich durch diesen Prozess die zuvor jahrelang beobachte Negativentwicklung im Stadtteil umgekehrt hat und eine Imageverbesserung erzielt werden konnte. Die Veränderungen in der Nordstadt, insbesondere die Standortfaktoren wie Fußgängerfreundlichkeit, Zustand der Straßen sowie Grünflächen und Parks, werden insgesamt positiver wahrgenommen und heute identifizieren sich deutlich mehr Bewohner mit der Nordstadt als innerstädtisches Wohnquartier als zu Beginn der Arbeit. Sowohl die sichtbaren baulichen Maßnahmen als auch die identitätsstiftenden Projekte und Aktivitäten zeigen ihre Wirkung.
Die Phase der aktiven Förderunterstützung läuft in den kommenden Monaten aus, weshalb sich eine Reihe von engagierten Bewohnerinnen und Bewohnern und weiteren Akteuren aus der Nordstadt im Rahmen des Verstetigungsprozesses zusammengetan und Ende 2017 den Bürgerverein „Bunte Nordstadt e. V.“ gegründet hat, um die Stadtteilarbeit mitzugestalten und in Teilen fortzusetzen.
Gemeinsam wird in der aktuellen Phase überlegt, unter welchen Rahmenbedingungen die Stadtteilarbeit in der Nordstadt außerhalb der Förderung weitergeführt werden kann und welche wichtigen Bausteine ggfs. mit anderen Möglichkeiten oder in anderer Form weitergeführt werden können.
Stadtverwaltung
Stadt Solingen
Ressort 5 – Stadtentwicklungsplanung / Sanierung Schloss Burg
Miriam Macdonald, stellv. Stadtdienstleiterin
Walter-Scheel-Platz 3
42651 Solingen
Tel.: 0212-290-2166
Fax: 0212-290-2169
E-Mail: m.macdonald@solingen.de
Quartiersmanagement:
Stadtteilbüro Nordstadt
AWO Arbeit & Qualifizierung gGmbH Solingen
Geschäftsführer: Christoph Kühn
Kullerstraße 4-6
42651 Solingen
Tel.: +49 (0)212 - 231 344 -0
Fax: +49 (0)212 - 231 344 -18
E-Mail: quartiersmanagement@awo-aqua.de
Weitere wichtige Partner:
Bürgerverein Bunte Nordstadt e. V.
(u. a. mit dem Arbeitskreis Nordstadthändler)
Kuller Str. 4-6
42651 Solingen
E-Mail: info@bunte-nordstadt.de